Stemmeisenfase eines europäischen Stemmeisens

Die Stemmeisenfase schleifen und polieren bei europäischen Stemmeisen

In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie die Stemmeisenfase exakt auf den passenden Fasenwinkel hin schleifen und die Fase anschließend fein polieren. Nach der korrekten Durchführung aller beschriebenen Arbeitsgänge ist die Schneide des Stemmeisens scharf.

Voraussetzungen für eine scharfe Schneide

Bevor ich beginne die Fase zu schleifen, stelle ich sicher, dass die Spiegelseite sowohl   eben als auch fein poliert ist. Wie das funktioniert, lesen Sie im Artikel „Die Spiegelseite von europäischen Stemmeisen plan schleifen und polieren“.

Den richtigen Fasenwinkel wählen

Wenn ich die Fase eines Stemmeisens schleife, achte ich besonders auf den Fasenwinkel. Dieser sollte zu dem Projekt passen, an dem ich als nächstes arbeiten will. Meist beträgt der Fasenwinkel ab Werk 25° – 30°. Mehr zum Thema Fasenwinkel lesen Sie im Artikel „Schneidengeometrie bei europäischen Stemmeisen“ in diesem Blog.

Ich empfehle Ihnen, eine Schleifführung zu verwenden – vor allem, wenn Sie weniger geübt sind. Denn sie hilft Ihnen, den Fasenwinkel von Anfang an beizubehalten. Schaffen Sie sich eine Schleifführung an, die es Ihnen ermöglicht, das Stemmeisen leicht und korrekt einzuspannen.

Den Fasenwinkel einstellen

Zur Orientierung messe ich zuerst den Fasenwinkel mit Hilfe einer Winkellehre. Im aktuellen Fall beträgt der Fasenwinkel 30°. Ich übernehme diesen Fasenwinkel und stelle die Scheibe der Einstelllehre auf 30°. Diese Einstellung gibt an, auf welchen Winkel ich die Fase schleifen will. Dann setze ich meine Schleifführung auf die Einstelllehre auf und suche die richtige Einspannposition für das Stemmeisen. Anschließend spanne ich das Stemmeisen fest.

Fasenwinkel messen mit Einstelllehre
Ich messe mit der Winkellehre den Fasenwinkel, welcher ab Werk angeschliffen ist. Hier sind es genau 30°.
europäisches Stemmeisen in Schleifführung
Ich spanne das Stemmeisen in die Schleifführung ein. Außerdem stelle ich auf der Einstelllehre den Winkel ein, den ich anschleifen will.
Einstelllehre und Schleifführung
Die Fase passt genau unter die Scheibe der Einstelllehre. Eingestellt ist hier der 30° Winkel.
Scheibe der Einstelllehre europäisches Stemmeisen
Auf der Scheibe der Einstelllehre lässt sich der Fasenwinkel ablesen.

Die Klinge rechtwinklig einspannen

Mit einem Präzisionswinkel messe ich nach, ob ich das Stemmeisen im 90° Winkel in die Schleifführung eingespannt habe. Nur rechtwinkliges Einspannen führt zu einer Stemmeisenschneide, welche im 90° Winkel zur Längsachse der Klinge steht.

Präzisionswinkel europäisches Stemmeisen
Mit einem Präzisionswinkel überprüfe ich, ob das Stemmeisen rechtwinklig in die Schleifführung eingespannt ist.
Präzisionswinkel europäisches Stemmeisen
Ich kontrolliere, ob die Schneide im rechten Winkel zur Längsachse des Stemmeisens steht. Dies tue ich, bevor ich das Stemmeisen in die Schleifführung einspanne. Aber auch, nachdem ich mit dem Schärfen fertig bin, prüfe ich den Winkel der Schneide noch einmal.

Die Fase schleifen

Ich teste die Einstellung, welche ich vorgenommen habe, indem ich die Fase mit einem Marker schwärze. Nur wenige Schleifbewegungen genügen um zu zeigen, wo Material abgetragen wird. Am Schleifbild auf der Fase erkenne ich, ob ich das Stemmeisen korrekt in die Schleifführung eingespannt habe.

Sitzt das Stemmeisen richtig, beginne ich mit dem Schleifen. Ich bearbeite die Fase auf einem 1000er oder 220er Stein so lange, bis auf der Spiegelseite auf der ganzen Länge der Schneide ein Grat zu spüren ist. Dann ist die Fase fertig geschliffen und es folgt das feine Polieren, welches man auch als Abziehen bezeichnet. Während des Abziehens bleibt das Stemmeisen weiter in der Schleifführung eingespannt.

Tipp: Während ich mit der Schleifführung über den Stein fahre, versuche ich möglichst die ganze Steinoberfläche auszunutzen. Dazu drehe ich den Stein um 180° und richte ihn von Zeit zu Zeit ab. Denn auch für das Schleifen der Fase muss die Oberfläche des Wassersteins immer eben gehalten werden.

Fase schwärzen mit einem Marker
Mit einem Marker schwärze ich die Fase.
Fase europäisches Stemmeisen geschwärzt
Das Schwärzen der Fase erleichtert es mir später zu erkennen, an welcher Stelle ich Material weggeschliffen habe.
Schleifhilfe auf Stein Körnung 1000
Ich setze die Schleifführung auf den 1000er Stein und fahre zwei oder drei Züge darüber.
Klinge eines europäischen Stemmeisens
Ich habe nach wenigen Schleifbewegungen bereits fast alle Farbe weggeschliffen. Das zeigt mir, dass der am Stemmeisen vorhandene Winkel ziemlich genau dem an der Schleifführung eingestellten Winkel entspricht.
nicht einheitliches Schliffbild Fase
Das nicht einheitliche Schliffbild auf der Fase zeigt mir, dass noch nicht die ganze Fläche geschliffen ist. Ich schleife nun weiter auf dem 1000er Stein, bis über die ganze Länge der Schneide ein Grat auf der Spiegelseite zu spüren ist.

Die Fase polieren (abziehen)

Das Abziehen beginnt bei meiner Schärf Methode auf dem 3000er Stein. Beginnend mit der Fase führe ich das Stemmeisen über den 3000er Stein. Ich schleife nun die Fase vom 3000er über den 6000er bis zum 8000er Stein. Mit der jeweils feineren Körnung schleife ich die Schleifspuren der gröberen Körnung weg. In einem letzten Arbeitsgang entferne ich den Grat auf der Spiegelseite auf dem 8000er Stein.

Abschließend teste ich die Schärfe des Stemmeisens, indem ich von einem Fichtenklötzchen eine Ecke absteche. Entsteht ein sauberer Schnitt ohne Ausrisse, ist das Stemmeisen nun einsatzbereit. Lesen Sie hierzu auch den Artikel „Wann ist die Schneide von meinem Stemmeisen scharf genug?“ in diesem Blog.

abziehen auf 6000er Stein
Spüre ich den Grat auf der Spiegelseite, wechsle ich vom 1000er Stein zum 3000er, 6000er und 8000er Stein. Dabei bleibt das Stemmeisen die ganze Zeit in die Schleifführung eingespannt.
europäisches Stemmeisen 8000er Wasserstein
Auf der Spiegelseite entferne ich mit wenigen Schleifbewegungen den Grat. Dabei sollte die Spiegelseite immer auf der Steinoberfläche aufliegen und nicht abgehoben werden.
europäisches Stemmeisen Fichte Leiste
Um die Schärfe zu testen, steche ich von einem Fichtenklötzchen eine Ecke ab. Erziele ich eine Fläche ohne Ausrisse, welche leicht glänzt, ist die Schneide scharf. Sollte die Schärfe nicht befriedigend sein, ziehe ich das Stemmeisen noch einmal auf dem 8000er Stein ab. Dabei bearbeite ich zuerst die Fase und dann die Spiegelseite.
Klinge eines europäischen Stemmeisens
Das Stemmeisen ist fertig geschärft und bereit für den Einsatz.

Weiterführende Artikel

 

Teile diesen Beitrag mit deinen Freunden!

2 Gedanken zu „Die Stemmeisenfase schleifen und polieren bei europäischen Stemmeisen“

  1. Hallo Bernd,

    vielen Dank für den tollen Artikel!

    Ich habe mich nun etwas nach Schleifführungen umgeschaut. Es scheint es ja eine Vielzahl auf dem Markt zu geben. Mich würde interessieren, worauf man beim Kauf achten muss.

    Ebenfalls interessant: Kann man die selben Schleifführungen auch für das Schärfen von Hobelmessern nutzen?

    Viele Grüße,
    Georg

    1. Hallo Georg,

      mit der im Artikel abgebildeten Schleifhilfe lassen sich Stemm- und Hobeleisen bis zu einer Breite von 60 mm einspannen und schleifen. Inzwischen hat die Firma Veritas jedoch ihre Schleifhilfen weiterentwickelt. Zur Zeit wird vor allem die Veritas MK. II Schärfhilfe angeboten, welche ich jedoch noch nicht testen konnte. Die im Artikel abgebildete Schärfhilfe konnte ich im Netz nur noch als Miniversion bis 19 mm Eisenbreite entdecken.

      Viele Grüße
      Bernd

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert