In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie eine Tischhobelbank schleifen und anschließend mit Leinöl behandeln.
Überprüfen der Tischhobelbank im zusammengebauten Zustand
Bevor Sie mit der Oberflächenbehandlung Ihrer Tischhobelbank beginnen, sollten Sie deren volle Funktionsfähigkeit noch einmal genau überprüfen und eventuelle Ungenauigkeiten ausbessern. Denn ist die Oberfläche erst einmal fertig geölt, ist jede nachträgliche Korrektur mit erhöhtem Aufwand verbunden.
Dabei schauen Sie sich folgendes an:
- Ist die Bankplatte wirklich eben?
Zum Prüfen eignet sich ein Zimmererwinkel. - Sitzt die Bankzange seitlich so, wie Sie es geplant haben? Soll diese bündig mit den Seitenkanten sein oder etwas zurückspringen?
- Befindet sich die Oberkante der Bankzange exakt auf der gleichen Höhe mit der Oberfläche der Hobelbank?
- Sind die Kanten im rechten Winkel?
Das überprüfen Sie am besten mit einem Schreinerwinkel. - Ist die Bankplatte in sich verdreht?
Um das zu testen, können Sie sogenannte „Winding Sticks“ einsetzen. Das sind zwei Richtscheite, welche man hintereinander quer über die Hobelbankfläche legt. Die Oberfläche der Hobelbank ist dann nicht verdreht, wenn die Oberkante beider Richtscheite parallel laufen. Das funktioniert aber nur dann, wenn beide Richtscheite gerade sind. Zudem sollte jedes Richtscheit für sich auf seiner gesamten Länge gleich breit sein.
Grober Vorschliff der Bankplatte und der Bankzange
Mit dem Getriebeexzenterschleifer schleifen Sie Leimreste, Bleistiftstriche und Sägespuren weg. Dazu nehmen Sie Schleifpapier der Körnung 80. Lassen Sie die Bankzange noch montiert und schleifen Sie deren Oberkante zusammen mit der Bankplatte. So gehen Sie sicher, dass sich nach dem groben Vorschliff die Oberkante der Bankzange und die Oberfläche der Bankplatte noch auf gleicher Höhe befinden.
Besonders beim Einsatz der 80er Körnung läuft man Gefahr, Unebenheiten in die Bankplatte zu schleifen. Deswegen empfehle ich Ihnen, die Bankplatte immer wieder mit dem Zimmererwinkel zu kontrollieren. Beim Schleifen der Kanten habe ich hier einen Getriebeexzenterschleifer mit 90 mm Schleifscheibendurchmesser verwendet. Alternativ dazu empfehle ich für die Kanten einen Schwingschleifer (Rutscher) mit kleinem Schleiftellerdurchmesser. Mehr zum Schleifen mit Handschleifmaschinen finden Sie hier: „Möbel aus Massivholz richtig schleifen“.
Vorbereitende Arbeiten
Ist der grobe Vorschliff von Bankplatte und der Zange abgeschlossen, bauen Sie die Mechanik aus. Auch die Unterkonstruktion schrauben Sie ab, denn die Bankplatte soll von oben und unten geölt werden. Wichtig ist, auf beiden Seiten der Platte das Gleiche zu tun, da einseitiger Ölauftrag dazu führen kann, dass sich die Bankplatte verzieht und krumm wird.
An der Unterkonstruktion bringen Sie Markierungsdreiecke an, welche es später erleichtern die Hobelbank wieder zusammenzubauen. Ebenso verfahren Sie mit der Bankzange.
Schleifen der Einzelteile der Tischhobelbank
Die Flächen und die Kanten schleifen Sie mit verschiedenen Schleifmaschinen. Die Flächen lassen sich am besten mit einem Getriebeexzenterschleifer schleifen. Dabei überprüfen Sie regelmäßig, ob die Bankplatte noch eben ist. Die Kanten schleifen Sie mit einem Getriebeexzenterschleifer mit 90 mm Schleiftellerdurchmesser oder einem Schwingschleifer. Achten Sie dabei, die Kanten nicht rund zu schleifen.
Beginnen Sie mit einem Schleifpapier der Körnung 80 und schleifen Sie dann langsam feiner. Die Abfolge der Körnung der verwendeten Schleifpapiere ist 80; 100; 120; 150; 180; 220. Die Ecken runden Sie mit einem Schleifklotz und Handschleifpapier. Die Abfolge der Körnungen ist dabei die Gleiche. Achten Sie darauf, die Ecken, welche zu der Klemmfläche der Bankzange und der Bankplatte hinzeigen, nur wenig zu runden, um die Klemmfläche nicht unnötig zu verkleinern.
Erster Auftrag des Leinöls auf die Tischhobelbank
Ziel beim ersten Ölauftrag ist es, das Holz so tief wie möglich zu tränken. Nach etwa 20 Minuten kräftigen Einmassierens des satt aufgetragenen Öls, nimmt man das überschüssige Leinöl mit einem trockenen Lappen von der Oberfläche. Lesen Sie über das Auftragen des Leinöls und das Trocknen der Werkstücke die Artikel auf diesem Blog. (Z. B. „Leinöl richtig auftragen auf Holz – eine Anleitung“)
Zweiter Auftrag des Leinöls auf die Tischhobelbank
Nach einer Trockenzeit von 2-4 Wochen erfolgt ein zweiter Ölauftrag. Hobelbänke sollten Sie mindestens mit zwei oder mehr Leinölaufträgen schützen. Vor dem zweiten Ölauftrag schleifen Sie die Fläche mit einem 220er Schleifpapier fein. Gehen Sie dabei ganz vorsichtig vor. Spüren Sie auf der Fläche keine rauen Stellen mehr, hören Sie sofort auf.
Ansonsten gehen Sie beim zweiten Ölauftrag vor wie beim ersten. Nach dem Ölauftrag und einer Einwirkzeit von ca. 20 Minuten nehmen Sie den verbleibenden Ölüberschuss mit einem trockenen Lappen von der Oberfläche.
Pflege der Oberfläche
Eine Hobelbankoberfläche wird stark strapaziert. Deswegen ist es sinnvoll, regelmäßig nachzuölen. Dies macht man beispielsweise gleich mit, wenn man sowieso ein Werkstück ölt. Das überschüssige Öl im Lappen bekommt dann die Hobelbank.
Material der hier abgebildeten Tischhobelbank
Die hier abgebildete Hobelbank ist aus Ahorn Treppenmaterial gefertigt, welches im Handel erhältlich ist. Ahorn ist feinporig und lässt sich sehr gut ölen. Geölte Oberflächen feinporiger Hölzer lassen sich sehr gut reinigen, da sich der Schmutz nicht so sehr in den Poren ablagert wie bei grobporigen Hölzern.
Vorteil einer geölten Oberfläche bei Hobelbänken
Die Oberfläche von Hobelbänken wird durch die Arbeit stark belastet. Kratzer, Schnitte und Abschürfungen kommen regelmäßig vor. Auch Verschmutzungen durch Leim, Bleistifte und Farben passieren immer wieder.
Bei der Überholung der Oberfläche reinigt man diese mit einem feuchten Lappen und schleift sie dann leicht an. Nun kommt ein großer Vorteil von Leinöl zum Tragen: Geölte Holzoberflächen lassen sich partiell ausbessern. Das heißt, wenn Sie Schäden und Verschmutzungen beseitigt haben, reicht es, ausschließlich die betroffenen Bereiche wieder neu mit Leinöl zu behandeln. Sie müssen also nicht die ganze Oberfläche abschleifen und neu ölen, sondern nur die Bereiche, die es nötig haben.
Warnhinweis: Selbstentzündung von Leinöl getränkten Gegenständen
Lappen, Schwämme oder Pinsel, welche mit Leinöl getränkt sind, können sich selbst entzünden. Deswegen ist es wichtig, diese aus dem Haus zu bringen und sie dort auszubreiten. Erst wenn der Trocknungsvorgang des Leinöls abgeschlossen ist, ist die Gefahr gebannt und man kann die betroffenen Gegenstände über den Hausmüll entsorgen. Achtung! Auch mit Leinöl getränkte Spänehaufen können sich selbst entzünden.
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