Auf der Internationalen Handwerksmesse in München führte ich mit dem Schreinermeister Jan Beyer ein äußerst interessantes und inspirierendes Gespräch, welches ich in diesem Artikel in Auszügen wiedergebe.
Ein Interview mit Jan Beyer
Jans Grundmotivation ist „die Verarbeitung des traumhaft schönen Materials“. Er spricht dabei von Holz. Jan bezieht sein Holz gerne als 52 bis 65 mm starkes Rohmaterial und schneidet es dann in der Dicke einmal auf. So erhält er Bretter, die er „stürzt“. Er liebt es, direkt nach dem Aufschneiden an der Bandsäge die beiden Hälften auseinanderzuklappen und den Verlauf der Maserung zu betrachten. Er erzielt dabei Effekte, welche zusammengesetzten Furnierbildern ähneln. Jans Vorbild ist James Krenov, ein inzwischen verstorbener Schreiner aus den USA. Auch Krenov schätzte das Holz in seiner Einzigartigkeit.
Jans Tischlerei nennt sich „Artefact“ und befindet sich in Dresden. Produkte, die dort hergestellt werden sind Unikate, welche ein Brandzeichen bekommen. Jeder Kunde bekommt zu seinem gekauften Holz-Unikat auch eine Holzkassette mit Fotos, welche den Herstellungsprozess dokumentiert.
Was ist schön und was hässlich?
Was ich von Jan noch wissen wollte war, was er schön findet und was hässlich.
Dabei kam heraus: Jan hat klare Vorstellungen von Ästhetik. Schön ist „etwas Puristisches“. Für seine Produkte sollen nur wenige Materialien verwendet werden, welche respektvoll verarbeitet sind. Er schätzt die schlichte Formensprache des Bauhauses und will „mit wenig Schönes darstellen“.
Jan formuliert auch die Gegenposition: Als unpassend empfindet er viele Profile, welche nicht mehr in den Kontext moderner Möbel passen. Im Barock jedoch hätten viele Profile unbedingt ihre Berechtigung. Das harte Wort „hässlich“ verwendet Jan aber nur, wenn Sachen lieblos verarbeitet werden.
An Jans Stand auf der Internationalen Handwerksmesse fiel mir sofort ein riesiges Eibenbrett auf, welches senkrecht aufgestellt war. Mir war bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, wie groß und auch wie alt Eiben werden können. Jan schätzte das Alter des Baumes, von dem das große Brett stammt, auf ca. 500 Jahre. Zudem erzählte er von einem 1000 Jahre alten Stamm eines Olivenbaums, welchen er nun im Ganzen an einen Kunden verkaufen will. Die Lieferung müsse aber noch etwas warten, bis der Kunde ein Haus für das Objekt gebaut habe.
Jan ist die Beziehung zu seinen Kunden sehr wichtig. Er genießt die Freude des Kunden am Objekt. Seine Produkte haben eine lebenslange Garantie. Er betont aber, dass mit „lebenslang“ die Länge seines Lebens gemeint sei. So will er seine 3 Kinder vor Regressansprüchen seiner Kunden schützen.