Wenn Sie etwas aus Holz bauen wollen, haben Sie natürlich die Möglichkeit fertig vorliegende Baupläne herzunehmen und nach diesen Anleitungen vorzugehen. Vielleicht wollen Sie aber auch ganz eigene Ideen entwickeln und diese Ideen umsetzen. In diesem Fall stehen Sie vor der Herausforderung, das Werkstück selbst entwerfen zu müssen. Wie kann das gehen? Das zeige ich Ihnen in diesem Artikel.
Generell empfehle ich Ihnen, nicht zu schnell vorzugehen, sondern sich Zeit zu nehmen für eine systematische Planung. Vorschnelles Handeln führt oft zu Fehlern bei der Gestaltung, der Konstruktion und der Materialauswahl. Aufwändige Korrekturen oder gar ein völliger Neubau des Werkstücks kann daraus folgen.
Eine wichtige Frage ist, in welcher Umgebung Sie das Werkstück aufstellen wollen. Es sollte sich sowohl stilistisch als auch vom Material her einfügen. Mit der Auswahl des Materials treffen Sie schon eine Vorentscheidung über das Aussehen des Werkstücks. Auch die Maße sind zu berücksichtigen. Handelt es sich beispielsweise um eine Lagerkiste, sollten Sie wissen, wie groß die zu lagernden Gegenstände sind.
Zu Beginn sollten Sie sich jedoch noch nicht zu sehr auf eine bestimmte Lösung festlegen. Ähnlich wie bei einem Brainstorming ist es hilfreich, erst einmal verschiedene Ideen zu sammeln und dann zu vergleichen. Die Entwurfsphase ist eine Zeit des Suchens, Sammelns und Auswählens.
Suche nach kreativen Ideen und Inspirationen
Es gibt viele Orte, an denen Sie Ideen und Inspirationen finden können:
Nutzen Sie klassische Medien wie Zeitschriften oder Bücher. Vor allem Bücher zeichnen sich häufig durch sehr gut recherchierte Inhalte aus.
Stöbern Sie im Internet. Eine sehr schnelle Möglichkeit zu recherchieren ist die Google Bildersuche. Wollen Sie beispielsweise einen Stuhl aus Buche bauen, geben Sie „Stuhl aus Buche Massivholz“ ein und bekommen in Sekundenschnelle die unterschiedlichsten Modelle. Nun prüfen Sie anhand der Bilder, ob Ihnen das Material Buche wirklich zusagt oder ob Sie doch lieber Ahorn verwenden wollen.
In sozialen Netzwerken zeigen viele Heimwerker und Profis ihre Ideen. Hat man ein Profil auf Facebook, Twitter oder Instagram, findet man dort regelmäßig aktuelle Ideen. Auf Facebook gibt es auch Gruppen, welche sich mit Holzbearbeitung beschäftigen. Tritt man dort bei, bekommt man ständig Inspiration auf sein eigenes Profil gepostet. Besonders inspirierend finde ich Instagram. Hier sind einige sehr kreative Holzbearbeiter vertreten.
Ein weiterer Ort der Inspiration sind Möbelhäuser. Der Vorteil gegenüber dem Internet ist, dass man die Möbel hier anfassen und ausprobieren kann. Es ist viel wert ein Möbel live zu erleben. Denn Möbel sind in der Planung in der Relation zum menschlichen Körper zu sehen. Das ist virtuell weniger gut möglich.
Es ist letztlich die Kombination aus virtueller Recherche und der direkten Konfrontation mit Beispielen in der Realität, welche zu guten Ergebnissen führt.
Etwas zu kopieren ist keine Schande. Mein Kunstlehrer im Gymnasium hat uns Bilder von großen Malern abmalen lassen und dazu folgende Regel formuliert: „Kopieren ist gleich Kapieren.“ Man sollte also keine falsche Scheu haben einfach mal ein Möbel nachzubauen. Mit anderen Worten, wie man seine Idee findet ist nicht entscheidend. Hauptsache man findet eine Idee, welche einem zusagt.
Die neugierige Linse
Manchmal hat man die Möglichkeit Werkstücke zu fotografieren. Ein wichtiges Rechercheinstrument ist die Kamera Ihres Smartphones. Technische Lösungen, interessante Materialien oder ganze Möbel wandern so sofort in Ihre Ideensammlung. Besonders interessant sind hier Messen. Auf der „HolzHandwerk“ beispielsweise (einer Messe für Schreiner / Tischler in Nürnberg) finden Sie eine große Anzahl interessanter Motive, welche Sie bei der Entwicklung Ihres Projekts weiterbringen. Aber auch Design Messen wie die internationale Möbelmesse in Köln sind wahre Fundgruben.
Natürlich gibt es noch mehr Orte der Inspiration. Doch werden die genannten Möglichkeiten wahrscheinlich ausreichen, um Sie mit guten Ideen zu versorgen.
Die schnelle Skizze
In einem nächsten Schritt halten Sie Ihre Ideen in kleinen Skizzen fest. Nichts hilft besser, räumlich und gestalterisch zu denken, als seine Ideen auf diese Weise festzuhalten. Manch einer entdeckt dabei eine ganz neue Seite an sich. Beim Skizzieren kommt es nicht darauf an, einen Schönheitspreis für das beste Bild zu gewinnen. Hier sind Sie auch noch nicht an konstruktive Überlegungen gebunden. Es geht vielmehr darum spontane Ideen festzuhalten. Haben Sie eine besonders schöne Form vor Ihrem inneren Auge, machen Sie eine kleine Skizze.
Heften Sie Ihre Skizzen ab. Selbst wenn Ihre Ideen nicht sofort relevant sein sollten, werden diese vielleicht beim übernächsten Projekt doch umgesetzt. Ich persönlich habe oft technische Ideen. Wie beispielsweise die Konstruktion eines Kistendeckels oder eine besonders dekorative Massivholzverbindung.
Zeichnen Sie zur Übung eine einfache Kiste dreidimensional. Berücksichtigen Sie dabei die Dicke der Außenwände. Man sieht einige Außenkanten aber auch die Ecken, welche als Linien im Inneren sichtbar werden. Einige Kanten und Ecken sieht man nicht. Sie sind verdeckt. Ein Möbel ist vom Grundprinzip her meist eine Kiste. Kann man also eine Kiste zeichnen, hat man das räumliche Prinzip erfasst, welches der Mehrzahl aller Korpusmöbel zugrunde liegt.
Die Zeichenausrüstung
Alle Zeichnungen in diesem Artikel sind mit einfachen Mitteln erstellt worden. Ein Bleistift mit Minenhärte HB ist hier völlig ausreichend. Wollen Sie die Linien schwärzen, verwenden Sie die Minenhärte B. Diese Mine ist weicher. Ich mache meine Entwurfsskizzen auf weißem Druckerpapier DIN A4. Verwenden Sie preisgünstiges Papier, fällt es Ihnen leichter, ein paar Entwürfe mehr zu machen. Bei den Bleistiften ist jedoch Markenqualität sinnvoll. Qualitätsbleistifte brechen nicht so leicht ab und lassen sich leichter anspitzen.
Langsames Herantasten mit mehreren Entwürfen
Für das Gelingen eines Projekts sind meist mehrere Entwürfe nötig. Haben Sie eine Idee gefunden, spielen Sie mehrere Varianten durch und wählen schließlich die beste Lösung aus, mit der Sie dann weiterarbeiten. Diskutieren Sie ihre Entwürfe mit Leuten aus Ihrem Umfeld. Schnell werden Sie merken, wie unterschiedlich das ästhetische Empfinden bei verschiedenen Menschen ist. Seien Sie experimentierfreudig. Auf dem Papier ist das noch relativ preisgünstig. Hier zeige ich Ihnen an vier Beispielen, wie mit der Sockelhöhe eines Regals und dem Überstand des oberen und unteren Bodens unterschiedliche optische Wirkungen erzielt werden.
Was am Ende der Entwurfsphase vorliegt sind erste Ideen zu Formen und Material und eine Vorstellung der Dimensionen. Das alles muss noch mehrfach auf den Prüfstand, bis ein exakter Bauplan vorliegt. Was nach der Entwurfsphase folgt, erfahren Sie in weiteren Artikeln.
Tipps für den Einstieg in die Möbelgestaltung
Beginnen Sie erst mit dem Entwerfen von Werkstücken, stehen Sie am Beginn einer spannenden Entwicklung Ihrer Persönlichkeit. In Ihren Entwürfen wird Ihr individueller Stil sichtbar. Lassen Sie Ihrer Kreativität viel Raum. Begrenzen Sie sich bei Ihren Skizzen nicht zu sehr durch technische Bedenken. Machen Sie ruhig ein paar gewagte Entwürfe! Das fördert Ihre gestalterische Freiheit.
Nähern Sie sich jedoch der Umsetzung des Entwurfs, sollten Sie den Plan den eigenen Möglichkeiten anpassen. Berücksichtigen Sie, welche Kenntnisse und Fähigkeiten Sie in der Holzbearbeitung bereits haben, welche Maschinen und Werkzeuge Ihnen zur Verfügung stehen und wie Ihr Arbeitsplatz ausgestattet ist. Mein Rat ist besonders für den Anfang: Bitte überfordern Sie sich nicht! Setzen Sie lieber ein kleineres Projekt um und bauen es komplett fertig, als dass eine unfertige Großbaustelle in Ihrer Wohnung herumsteht. Sind Projekte einmal abgeschlossen, wirkt das sehr motivierend.
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Fachliteratur Holzbearbeitung
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