In diesem Artikel erfahren Sie, wie man einen europäischen Holzhobel einstellt.
Zunächst erkläre ich Ihnen, wie Sie das Hobeleisen (Hobelmesser) sicher aus dem Hobelkörper entnehmen und wieder einsetzen. Dies ist eine wichtige Grundfähigkeit, um dann den europäischen Holzhobel einstellen zu können. Auch wenn Sie beispielsweise die Schneide des Hobelmessers inspizieren wollen oder schauen wollen, ob das Eisen Scharten hat oder ob es stumpf ist, müssen Sie dazu das Hobeleisen herausnehmen.
Zum besseren Verständnis der folgenden Anleitung sind in diesem Bild die Einzelteile eines europäischen Holzhobels beschriftet.
Das Hobeleisen / Hobelmesser aus dem Hobelkörper herausnehmen
Um das Hobeleisen aus dem Hobelkörper herauszunehmen, schlagen Sie mit einem Hammer mehrmals auf den Schlagknopf. So versetzen Sie dem Hobel einen Ruck. Alleine durch die Trägheit seines Eigengewichtes rutscht das Hobeleisen zurück. Sowohl der Keil als auch das Hobeleisen selbst lockern sich im Hobelkörper. Je lockerer das Eisen sitzt, desto tiefer werden die Schlaggeräusche. Wenn Sie also hören, dass die Tonlage tiefer wird, wissen Sie auch, dass sich das Eisen gelockert hat. Versuchen Sie dann, den Keil seitlich hin und her zu bewegen. Gelingt das noch nicht, machen Sie noch ein paar weitere Hammerschläge.
Ist der Keil erst einmal so locker, dass er sich bewegen lässt, drehen Sie den Hobel auf die Seite. Nun bewegen Sie den Keil noch ein paar Mal hin und her, bis sich das Hobeleisen mitsamt dem Keil aus dem Hobelkörper entnehmen lässt. Die Vorgehensweise mit dem seitlichen Druck auf den Keil funktioniert jedoch nur, wenn dieser vorne seitlich abgeschrägt ist und auch ausreichend seitliches Spiel im Hobelkörper hat.
Das Hobeleisen wieder einsetzen
Nachdem man das Hobeleisen inspiziert und bei Bedarf geschärft hat, setzt man es wieder in den Hobelkörper ein. Beim Einsetzen sollten Sie darauf achten den Hobel mit den Öffnungen horizontal zu halten, um das Hobeleisen kontrolliert in die gewünschte Position schieben zu können. Erst wenn Sie es dort verkeilt haben, können Sie den Hobel wieder aufrichten.
Den Schneidenüberstand einstellen
Beim Hobeln von Holz findet eine kontrollierte Spanabnahme statt. Wie dick der Holzspan wird, hängt vom Überstand der Schneide über die Hobelsohle ab. Dieser Schneidenüberstand sollte während des Hobelns konstant bleiben. Darum lässt sich das Hobelmesser im Hobelkasten fest verkeilen. Vor dem Hobeln stellt man den Schneidenüberstand mit einem Hammer genau ein.
Der Hammer
Zum Einstellen des Hobels verwende ich entweder einen japanischen Hammer oder einen Schlosserhammer. Beim japanischen Hammer ist es wichtig, dass die ballige Seite zum Einsatz kommt. So ist es weniger wahrscheinlich, dass man das Hobeleisen oder den Schlagknopf mit einer scharfen Kante trifft. Das verringert den Verschleiß der Eisenteile des Hobels.
Den Schneidenüberstand mit bloßem Auge erkennen
Man prüft optisch den Schneidenüberstand, indem man einen Blick über die Hobelsohle auf die Schneide wirft. Dies nennt man im Handwerk auch „fluchten“. Dies geschieht von vorne. Also von der Seite, wo das Hörnchen sitzt. Zeichnet sich der Überstand der Schneide als feiner schwarzer Strich ab, könnte die Einstellung schon stimmen. Ist der schwarze Strich jedoch zu dick oder unregelmäßig breit, sollte man das Eisen justieren. Ebenfalls korrigieren sollte man, wenn das Hobelmesser gar nicht zu sehen ist. Dann steht es nämlich tiefer als die Hobelsohle.
Das Hobelmesser einstellen
Stellen Sie optisch keinen Korrekturbedarf mehr fest, probieren Sie den Hobel an einem Test Holz aus. Dieses Test Holz sollte eine Dicke von 15 – 20 mm haben. Am gehobelten Span erkennen Sie, ob die Einstellung der Dicke schon stimmt. Ist der Holzspan zu dick oder zu dünn, oder ist der Span auf der einen Seite dicker als auf der anderen Seite, sollten Sie die Einstellung korrigieren.
Das Eisen steht zu weit über die Hobelsohle hinaus – der Span ist zu dick
Steht das Hobeleisen zu weit über die Hobelsohle hinaus, wird der gehobelte Span zu dick. Sie korrigieren das durch Schläge auf den Schlagknopf. Hierbei macht man sich das Gesetz der Trägheit der Masse zu nutze. Allein durch sein Eigengewicht rutscht dann das Hobeleisen zurück. Wenn die Einstellung stimmt, klopft man den Keil fest. Das Hobelmesser ist nun im Hobelkasten fixiert. Auch während des Einstellvorgangs gibt man dem Keil manchmal leichte Hammerschläge. Wenn man das nicht tut, kann es sein, dass das Eisen sich komplett lockert.
Faustregel: Nach jeder Einstellung sollten ein oder mehrere Schläge auf den Keil sicherstellen, dass er fest sitzt.
Mittels Sichtprüfung schaue ich, ob der Schneidenüberstand sich verringert hat. Ist letzteres der Fall, prüfe ich an einer Test Leiste ob die Spandicke nun passt.
Die Schneide steht nicht weit genug über die Holbelsohle hinaus – der Span ist zu dünn
Steht die Schneide nicht weit genug über die Hobelsohle hinaus, erhält man einen zu dünnen Span. Steht sie hinter der Hobelsohle zurück, schneidet sie gar nicht. In diesem Fall klopft man das Hobeleisen weiter heraus. Dies geschieht mit wohl dosierten Hammerschlägen auf den geraden Bereich des oberen Endes des Hobeleisens. Immer wieder prüft man durch Sichtprüfung und Probehobeln, ob die gewünschte Hobelspandicke bereits erreicht ist.
Die Schneide des Hobelmessers ist nicht parallel zur Hobelsohle – der Span ist auf einer Seite dicker als auf der anderen Seite
Ist der Span auf der rechten Seite dicker als auf der linken (oder umgekehrt), steht das Hobelmesser auf der einen Seite des Hobelmauls weiter über die Hobelsohle hinaus als auf der anderen. Um dies zu korrigieren schlage ich auf die linke Abschrägung am Ende des Hobeleisens, wenn ich auf der rechten Seite der Hobelmesserschneide eine größere Schnitttiefe erreichen will. Auf die rechte Abschrägung schlage ich, wenn ich links eine größere Schnitttiefe erreichen will. Und natürlich schlage ich nach jeder Korrektur des Hobeleisens auch auf den Keil.
Tipp: Spannen Sie ein Test Holz von 15 – 20 mm Dicke in Ihre Hobelbank und hobeln Sie zuerst einen Span mit der linken Seite der Schneide und dann einen Span mit rechten Seite der Schneide. Prüfen Sie nun, ob die beiden Holzspäne gleich dick sind. So erkennen Sie auch geringfügige Abweichungen in der Parallelität zwischen Schneide und der Hobelsohle.
Das nötige Gefühl entwickeln
Beim Justieren eines europäischen Hand Hobels ist Gefühl nötig. Erst langsam bekommt man den Dreh raus. Mit der Zeit lernt man, wie stark man auf das Eisen schlagen muss, dass es sich so bewegt, wie man es möchte. Oder wie stark man auf den Keil schlagen muss, dass das Eisen fest genug sitzt. Gönnen Sie sich diesen Lernprozess.
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