Merkmale einer guten Oberfräse – ein Ratgeber

Wollen Sie sich eine Oberfräse anschaffen, stehen Sie vor einem riesigen Angebot. So finden Sie bereits Oberfräsen für unter 100,- €, während andere Fräsen mit vergleichbarer Motorleistung und Gewicht für über 300,- € angeboten werden. Da stellt sich die Frage, wo hier die Qualitätsunterschiede liegen. Was macht eine qualitativ gute Oberfräse aus? Und welche der angebotenen Maschinen haben ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis?

Welche Oberfräse ist empfehlenswert?

Auf folgende Merkmale sollten Sie beim Kauf achten: Wie ist das Serviceangebot des Herstellers? Welches Zubehör wird zur Maschine angeboten? Mit welcher Elektronik und Absaugfunktion ist die Maschine ausgestattet? Wie ergonomisch und funktional ist die Oberfräse? All diese Punkte sagen etwas über die Qualität der Maschine aus.

Serviceangebot des Herstellers

Qualitativ gute Maschinen sind für den professionellen Handwerker konzipiert. Daher bieten solche Herstellerfirmen eine funktionierende Hotline an. Fällt eine Maschine aus, ist schnell jemand zu erreichen. Diese hilft, Ausfallzeiten so kurz wie möglich zu halten.

Zu einer qualitativ guten Maschine wird außerdem eine Explosionszeichnung mitgeliefert. Diese Zeichnung bildet alle Ersatzteile ab, welche jeweils mit einer eigenen Bestellnummer versehen sind. So lassen sich die Ersatzteile leicht über den Fachhandel oder direkt beim Hersteller bestellen. Dies verlängert die Nutzungsdauer der Maschine erheblich. So macht es durchaus Sinn, das Serviceangebot der jeweiligen Herstellerfirma genau zu prüfen.

Passendes Zubehör für die Oberfräse

Ähnlich vielfältig wie die Einsatzmöglichkeiten der Oberfräse ist auch das Zubehörangebot. Denn viele Funktionen der Oberfräse erfordern zur Maschine passendes Zubehör. Hersteller hochwertiger Oberfräsen bieten zu ihren Maschinen ein umfangreiches Zubehör an, welches einfach zu montieren und von guter Qualität ist.

So spart man zum Beispiel Zeit, wenn die Anschläge nicht wackeln und der passende Kopierring sofort lieferbar ist.  Auch erleichtert es das Arbeiten, wenn der Staubsaugerschlauch einfach anzustecken ist und sich während des Arbeitens nicht wieder löst. Um saubere Fräsergebnisse und eine präzise Führung der Oberfräse zu ermöglichen, werden ganz unterschiedliche Zubehörteile angeboten wie Parallelanschlag, Kopierringe, Führungsschiene mit Führungsschienenadapter, Fräszirkel und vieles mehr.

Man verwendet den Parallelanschlag für parallel zur Werkstückkante verlaufende Fräsungen.
Mit Hilfe des Führungsschienenadapters gelingen auch gerade Fräsungen, welche nicht parallel zur Werkstückkante verlaufen.
Kopierringe setzt man zum Schablonenfräsen ein.
Achten Sie auf eine funktionierende Staubabsaugung. Der Staubsaugerschlauch sollte sich während der Arbeit nicht lösen.

Drehzahlregelung und Konstantelektronik

Wenn die Oberfräse mit einer Drehzahlregelung ausgestattet ist, kann man an der Maschine die passende Schnittgeschwindigkeit einstellen. Diese voreingestellte Drehzahl wird während des Arbeitens von der Konstantelektronik so lange wie möglich nachgeregelt, damit die Drehzahl konstant gehalten wird. Fehlt diese Konstantelektronik, kann es beim Fräsen zu Drehzahlschwankungen kommen. Dies passiert beim Fräsen von Hartholz oder wenn man in einem Fräsgang viel Material auf einmal wegfräst. Die Drehzahl des Motors fällt unter Last ab, und damit auch die Schnittgeschwindigkeit. Je größer die Abweichung ist, desto unsauberer wird die Fräsung. Eine zu geringe Schnittgeschwindigkeit sollte man vermeiden. Sie erhöht die Gefahr eines Rückschlags.

Bei größeren Fräserdurchmessern senkt man die Drehzahl, um eine überhöhte  Schnittgeschwindigkeit zu vermeiden. So verhindert man Brandspuren (verkohlte Stellen) am Werkstück und eine Überhitzung der Fräsermesser.

Stellrad für die stufenlose Drehzahlregelung

Weitere nützliche elektronische Funktionen

Der Sanftanlauf sorgt für einen ruckfreien Anlauf der Maschine. Die Drehzahl wird über einen Zeitraum von ca. 1-2 Sekunden gesteigert, bis die eingestellte Endgeschwindigkeit erreicht ist. Diese Technik schont sowohl die Lager der Maschine als auch die Gelenke des Anwenders.

Ein eingebauter Überhitzungsschutz (Temperatursicherung) verhindert ein Durchbrennen des Motors. Bei anhaltend hoher Motortemperatur werden zuerst Stromzufuhr und Drehzahl reduziert. Sinkt die Temperatur nicht, schaltet sich die Maschine ab und lässt sich erst wieder einschalten, wenn der Motor abgekühlt ist.

Die Elektronik bei Oberfräsen bietet Komfort, Arbeitssicherheit und eine höhere Arbeitsqualität. Sie wirkt unsichtbar im Hintergrund und ist unverzichtbar.

Komfortfaktor Ergonomie

Beim Kauf sollten Sie auch überprüfen, wie gut die Oberfräse in Ihrer Hand liegt, und ob sich die Maschine gut führen lässt. Bei Oberfräsen ist der Arbeitserfolg stark von einer sicheren Führung abhängig. Bereits ein leichtes Abkippen kann zu Fehlern am Werkstück führen und die Unfallgefahr erhöhen. Muss man sein Handgelenk zu sehr verbiegen, weist das auf Mängel bei der Konstruktion hin. Oft erscheint einem das Arbeiten unbequem oder umständlich, man weiß aber nicht genau, woran es liegt. In solchen Fällen sollte man eine andere Maschine im Vergleich testen. Dabei sollten Sie auch auf Vibrationen achten. Sind diese zu stark, führt auch das zu Arbeitsfehlern und erhöht die Unfallgefahr.

Überprüfen Sie, ob Bedienelemente einfach zu erreichen sind. Lässt sich die Oberfräse beispielsweise während des Betriebs leicht ausschalten oder muss man den Schalter erst umständlich ertasten?

Den Handgriff der OF 1010 von Festool bezeichnet man auch als Pistolengriff. Die Maschine lässt sich sehr gut halten. Zudem ist der Zugang zum Ein/Aus-Schalter sehr einfach zu erreichen.
Der Griff liegt durch seine schlanke Bauform sehr gut in der Hand. Auch die Drehzahlregelung lässt sich vom Pistolengriff aus einfach bedienen.

Präzise Einstellung der Frästiefe

Ohne eine einfache und präzise Einstellung der Frästiefe gelingen keine exakten Arbeiten. Daher sollte die Tiefeneinstellung solide gearbeitet sein und über ein Stellrad für Feineinstellung verfügen.

Haben Sie die Frästiefe mit der Tiefeneinstellung festgelegt, fixieren Sie die Einstellung. Dies geschieht mit Hilfe eines Drehknopfs oder eines Klemmhebels. Diese Klemmung wirkt auf eine oder beide Hubsäulen. Die Vibration des Fräsmotors darf die Klemmung nicht lockern.

Wie präzise und einfach sich die Frästiefe einstellen lässt, hängt auch davon ab, wie leichtgängig die Hubsäulen sind. Überprüfen Sie also vor dem Kauf, ob sich der Fräskorb ohne zu verklemmen rauf und runter bewegen lässt. Dies sollte ruckfrei möglich sein.

Die Hubsäulen verbinden den Motorteil der Fräse mit dem Fräskorb. Ein Absenken des Motorteils zum Fräskorb sollte Ruck frei möglich sein.

 

Achten Sie bei der Tiefeneinstellung auf eine deutliche Beschriftung der Skalen und Einstellräder.
Stellrad für millimetergenaue Feineinstellung der Frästiefe.

Komfortabler Fräserwechsel

Diese häufige Arbeit sollte bequem zu verrichten sein. Probieren Sie aus, ob die Fräse umgedreht steht, ohne dass man sie festhalten muss. Denn dies erleichtert den Fräserwechsel sehr. Überprüfen Sie außerdem, ob die Taste für den Spindelstopp leicht zu erreichen und zu halten ist. Zudem sollte die Mutter der Spannzange bei gedrücktem Spindelstopp gleichzeitig gut zu erreichen sein.

Der einfache und gleichzeitige Zugang zu beiden Bedienelementen ist für einen reibungslosen Fräserwechsel Voraussetzung.  Kommt Ihnen also der ganze Arbeitsgang umständlich vor, führen sie ihn am besten bei einem Modell eines anderen Herstellers im Vergleich durch.

Die Oberfräse fällt nicht um, wenn man sie umgedreht hinstellt. Dies erleichtert den Fräsereinbau sehr.
Mit Hilfe des Spindelstopps blockiert man die Frässpindel, während man die Mutter der Spannzange löst oder festzieht.

Freie Sicht

Bei vielen Arbeitsgängen ist eine freie Sicht auf den Fräser hilfreich. Wird diese behindert, erschwert dies das exakte Arbeiten. So versperrt bei vielen Oberfräsmodellen die Kunststoff Luftführung für die Späneabsaugung die freie Sicht. Man hat dann nur die Möglichkeit, die störenden Bauteile weg zu montieren und eine erhöhte Staubbelastung in Kauf zu nehmen. In diesem Fall tragen Sie dann lieber eine Feinstaubmaske.

Testberichte von Oberfräsen

Holzbearbeitungszeitschriften wie Selbermachen oder HolzWerken testen immer wieder Oberfräsen verschiedener Hersteller. Hier lassen sich zusätzliche Informationen gewinnen. Außerdem bekommt man einen Überblick über die auf dem Markt erhältlichen Modelle. Auch im Internet finden sich Oberfräsen Tests.  Es ist ratsam mehrere Quellen zu vergleichen, denn Informationen aus dem Internet sind manchmal schlecht recherchiert oder nicht objektiv.

In der KursWerkstatt Nürnberg finden regelmäßig Oberfräsenkurse statt.

Die Oberfräse im Kurs testen

In meinen Oberfräsenkursen erhält man einen Einblick in grundlegende Arbeitstechniken und wendet dabei die Oberfräse selbst an. So erfährt man ganz praktisch, worauf es bei einer qualitativ hochwertigen Oberfräse ankommt und gewinnt Sicherheit für die Auswahl einer passenden Maschine. Auch auf die Qualitätsmerkmale der Maschinen gehe ich immer wieder ein.

Aktuelle Kurstermine unter www.kurswerkstatt-nuernberg.de

Profimaschinen

Ein eindeutiger Hinweis auf Qualität ist, wenn professionelle Anwender sich für eine bestimmte Maschinenmarke bevorzugt entscheiden. Manche Hersteller wie Bosch bieten unterschiedliche Produkte für Profis und Heimwerker an. Heimwerkermaschinen haben bei Bosch ein grünes und Profimaschinen ein blaues Gehäuse. Ich rate immer dazu, professionelles Werkzeug zu kaufen.

Die Mühe lohnt sich!

Hat man erst einmal eine qualitativ hochwertige Oberfräse erstanden, will man sie nicht mehr missen. Schrittweise entdeckt man ihre zahlreichen Einsatzgebiete und erweitert seine Arbeitsmöglichkeiten erheblich.

Weiterer Artikel zum Thema Oberfräse:

Weitere Beiträge:

Fachliteratur:

Wenn Sie sich für Holz-Fachbücher interessieren, werfen Sie auch mal einen Blick auf unsere Bücher-Seite.