Japansägen für spezielle Aufgaben – ihre Vorteile und Einsatzgebiete

wäIm Handel findet man unter den Japansägen viele verschiedene Sägetypen. Neben den Standardsägen Dozuki und Ryoba gibt es ein vielfältiges Angebot an Japansägen, die für spezielle Aufgaben konzipiert sind. Da verliert man leicht den Überblick und übersieht vielleicht die Vorteile dieser japanischen Spezialsägen. Im folgenden Artikel stelle ich Ihnen vier sehr unterschiedliche japanische Sägen vor:  die Kugihiki, Azebiki, Ryoba-Dozuki und die Mawashibiki (japanische Stichsäge). Sie erfahren, welche Vorteile diese haben  und wofür sie eingesetzt werden.

Kugihiki

Die Japansäge Kugihiki ist für bündige Schnitte in Flächen konstruiert. Sie  schneiden mit ihr überstehende Dübel, Holznägel, Keile oder Zapfen flächenbündig ab, ohne dabei die Holzoberfläche zu verkratzen. Dies ist möglich, weil die Sägezähne der Kugihiki nicht geschränkt sind. Tiefe Schnitte können mit dieser Japansäge jedoch nicht gemacht werden, da sie sehr schnell verklemmen würde.

Das Sägeblatt der Kugihiki ist sehr dünn und flexibel. Daher biegt es sich, während Sie das Sägeblatt flach auf das Werkstück drücken und schneiden. Auf diese Weise schneiden Sie exakt flächenbündig. Die Schneidbewegung erfolgt parallel zur Fläche.

Japansäge Kugihiki für kratzerfreie Schnitte in der Fläche.
Man drückt das sehr biegsame Sägeblatt während des Schneidens flach auf das Werkstück.
Das Holz zeigt keine Kratzer, obwohl der Dübel bündig abgeschnitten wurde.
Der Dübel wurde exakt flächenbündig abgeschnitten.

Azebiki

Ihr kurzes Blatt hat eine gebogene Zahnkante, was dazu führt, dass immer nur wenige Zähne schneiden. Dies verhindert einen Spänestau in der Sägefuge und ermöglicht Einschnitte in der Mitte einer Fläche. Außerdem verfügt das Sägeblatt der Azebiki über zwei einander gegenüberliegende Zahnreihen. Die eine Zahnreihe hat eine Dreiecksverzahnung für Schnitte parallel zur Holzfaser. Während die andere eine Trapezverzahnung hat für Schnitte quer zur Holzfaser.

Die Azebiki setzt man dort ein, wo man nicht durchsägen will. Vielmehr beginnt der Sägeschnitt in einer Fläche und endet auch dort. So lassen sich beispielsweise Falze und Nuten in Möbeln herstellen, welche von außen nicht sichtbar sind. Aufgrund ihres kurzen Sägeblatts lassen sich mit der Japansäge Azebiki Schnitte an schwer zugänglichen Stellen ausführen. Sie ist sehr vielseitig einsetzbar.

Mit der Azebiki lassen sich Einschnitte mitten in einer Fläche ausführen.
In diesem Furniersperrholz mit Buche Deckfurnier soll ein rechteckiger Ausschnitt hergestellt werden.
Man sollte die Säge beim Ansägen gut führen. Beim Ansägen stellt man eine Schnittfuge her, welche der Säge beim weiteren Sägen als Führung dient.
Der Durchstich in der Fläche ist geschafft.

Ryoba-Dozuki

Das Sägeblatt dieser Japansäge lässt sich in der Rückenversteifung verschieben. Mit Hilfe von zwei aufgedruckten Maß-Skalen stellen Sie die Schnitttiefe ein. So vermeiden Sie es, versehentlich zu tief zu schneiden. Zudem lassen sich Schnitte mit exakt gleicher Tiefe beliebig oft wiederholen. Dies ist beispielsweise bei durchgehenden Gratnuten hilfreich.

Wie bei einer Ryoba befindet sich auf der einen Seite des Sägeblatts eine Dreiecksverzahnung und auf der anderen eine sehr feine Trapezverzahnung. Die Rückenversteifung  verleiht dieser Säge aber auch die Vorteile einer Dozuki.

Die Ryoba-Dozuki ist eine Japansäge mit verschiebbarer Rückenversteifung.
Rückenversteifung, Inbusschraube und  aufgedruckte Messskala

Wollen Sie die Schnitttiefe einstellen, lösen Sie zunächst die Inbusschraube, um die Rückenversteifung zu lockern. Nun stellen Sie die gewünschte Schnitttiefe ein. Dabei orientieren Sie sich an der aufgedruckte Maßskala. Um die eingestellte Schnitttiefe zu fixieren ziehen Sie die Inbusschraube wieder fest an.

Japanische Stichsäge – die Mawashibiki

Die japanische Stichsäge verfügt über ein sehr schmales Sägeblatt und eignet sich für Loch- und Kurvenschnitte. In ihrer Bauform unterscheidet sie sich deutlich von anderen Japansägen. Ihr Sägeblatt ist deutlich dicker, um die Torsionskräfte aufzufangen, welche bei Kurvenschnitten auftreten. Zudem ist das Sägeblatt sehr schmal. So lassen sich auch sehr enge Kurvenschnitte ausführen.

Japanische Stichsäge
Mit der japanischen Stichsäge lassen sich Kurvenschnitte von Hand ausführen.
Nach ein wenig Übung gelingen die Schnitte recht ordentlich.

Alle hier vorgestellten japanischen Spezialsägen erweitern Ihre  Möglichkeiten des Sägens mit der Hand. Manche Arbeiten werden genauer. Daher sind diese vier Spezialsägen eine gute Möglichkeit, Ihr Holzobby weiterzuentwickeln, wenn Sie die japanischen Standardsägen bereits beherrschen.

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Behandlung von Oberflächen aus Holz mit Leinöl

Fast alle Oberflächen in der Wohnung aus Holz lassen sich mit Leinöl behandeln: Fußböden, Möbel und sogar Küchenarbeitsplatten. Eine mit Leinöl versehene Oberfläche ist spritzwasserfest; stehendes Wasser dringt jedoch mit der Zeit ins Holz ein. Darum sollte man es sofort wegwischen. Leinöl lässt sich einfach mit einem Lappen auftragen und ist daher sehr gut geeignet für die Verarbeitung in der eigenen Wohnung.

Leinöl eignet sich besonders für die Behandlung von Massivholzoberflächen.

Vergleich von geölten mit lackierten Oberflächen

Soll eine empfindliche Holzoberfläche effektiv geschützt werden, ist Lack dem Leinöl häufig vorzuziehen, da Lack widerstandsfähiger gegen Abrieb und Feuchtigkeit ist. Verwendet man Lack, schließt man das Holz unter einer Kunststoffschicht ein. Die Lackschicht versiegelt das Holz gegen Feuchtigkeit. Man setzt Lack beispielsweise ein, wenn man eine gebeizte Oberfläche oder eine dünne Furnierschicht behandelt. Allerdings lädt sich eine lackierte Holzoberfläche elektrostatisch auf und zieht Staubpartikel an. Außerdem fühlt sich eine Lackschicht eher steril an.

Leinöl hingegen ist kaum schichtbildend. Es dringt in die Holzoberfläche ein und härtet dort aus. Das Holz bleibt atmungsaktiv: Es kann weiterhin Wasserdampf aufnehmen und auch wieder abgeben. So wirkt das Holz auch nach der Oberflächenbehandlung ausgleichend auf das Raumklima. Streicht man mit der Hand über eine geölte Holzoberfläche, spürt man noch die Holzstruktur. Will man also die Natürlichkeit des Holzes erhalten, verwendet man Leinöl.

Buche zeigt roh eine deutlich andere Optik als geölt. Das Leinöl ist nicht schichtbildend. Schäden lassen sich partiell ausbessern.
Lack bildet im Gegensatz zum Leinöl eine Schicht auf der Holzoberfläche. Will man verkratzte Stellen ausbessern, muss man häufig die gesamte Fläche abschleifen und neu lackieren.

Leinöl: einfach zu verarbeiten

Arbeitet man in einem Kellerraum oder in der eigenen Wohnung, befinden sich immer Staubpartikel in der Luft. Beim Lackieren ist dies ein Problem. Vor allem in glänzenden Lackschichten sieht man jedes Staubkorn. Verarbeitet man Leinöl, stellt der normale Hausstaub kein Problem dar. Es genügen zwei saugfähige, nicht fuselnde Baumwolllappen für den Ölauftrag, ein paar Holzleisten und Zeitungspapier zum unterlegen.

(Hier geht es zur Anleitung, wie Sie Leinöl auf Holz auftragen.)

Leinöl: einfach zu reparieren und zu pflegen

Geölte Oberflächen lassen sich leicht partiell ausbessern. Schadhafte Stellen schleift man heraus und trägt wieder Leinöl auf. Abgenutzte und verschmutzte Flächen wäscht man zunächst mit einer milden Seifenlauge ab. Anschließend schleift man sie mit einem Schleifpapier 220er Körnung an und trägt abschließend noch das Leinöl auf. Bei lackierten Flächen ist der Aufwand wesentlich größer. Meist muss die ganze Fläche abgeschliffen und die Lackschicht völlig neu aufgebaut werden.

Kleine Schäden schleift man aus einer geölten Holzoberfläche heraus und behandelt sie anschließend wieder mit Leinöl.

Leinöl und Leinölfirnis

Als Lebensmittel ist Leinöl beliebt wegen seines hohen Anteils an ungesättigten Fettsäuren. Man gewinnt es aus den Samen der Flachspflanze. Für die Oberflächenbehandlung von Holz eignet sich Leinöl wegen seiner Eigenschaft auszuhärten. Ist es der Raumluft ausgesetzt, verbindet es sich mit Sauerstoff: Ein Oxidationsvorgang findet statt. Dieser Trocknungsprozess kann mehrere Wochen dauern.

Um die Trocknungszeit zu verkürzen, mischen Hersteller dem Leinöl Trockenstoffe bei, welche man auch als Sikkativ bezeichnet. In früheren Zeiten setzte man Blei als Trockenstoff ein. Heute weiß man um die Giftigkeit von Blei und verwendet deswegen Ersatzstoffe wie Kobalt, Mangan und Zirkonium. Diese Stoffe sind jedoch auch nicht unbedenklich. Für meine eigenen Möbelbauprojekte verwende ich nur noch Leinöl ohne Trockenstoffe und nehme dafür die längere Trockenzeit in Kauf. Sind dem Leinöl Trockenstoffe beigemischt, bezeichnet man es als Leinölfirnis.

Leinöl wird aus den Samen der Flachspflanze gewonnen.

Verdünnung

Manche Hersteller von Leinöl mischen dem Öl Verdünnungsmittel bei, welche es dünnflüssiger machen. So lässt es sich leichter verteilen. Im Angebot sind sowohl Öle, welche mit natürlichen als auch solche, welche mit synthetischen Verdünnungsmitteln versetzt sind.

Natürliche Verdünnungsmittel wie Citrusschalenöl und Balsamterpentinöl können im Hautkontakt Allergien und Reizungen auslösen. Werden Verdünnungsdämpfe eingeatmet, treten manchmal Symptome wie Kopfschmerzen, Benommenheit, Allergien und Atemstörungen auf.

Um Gesundheitsprobleme zu vermeiden setzen Hersteller von Naturfarben vermehrt auf Isoalipate als Lösungsmittel. Sie gelten als verträglich und ungiftig. Isoalipate sind Erdölprodukte. Andere Hersteller verzichten ganz auf Verdünnungsmittel.

Selbstentzündung

Saugfähige Stoffe, welche mit Leinöl getränkt sind, können sich von selbst entzünden. Ursache hierfür ist Wärme, welche frei wird, während das Leinöl oxidiert. Zum Brand kommt es meist, wenn Lappen oder Schwämme nach dem Ölauftrag auf einen Haufen geworfen werden. Die Oxidationswärme des aushärtenden Öls staut sich, die Hitze nimmt zu und der Flammpunkt des Öls wird erreicht. Es beginnt zu brennen. Oft entsteht das Feuer erst nach einigen Stunden. Meist hat man die Werkstatt dann schon verlassen und der Brand wird viel zu spät entdeckt.

Um das Brandrisiko zu vermeiden, sollte man alle Stoffe, welche mit Öl getränkt sind aus dem Haus schaffen. Dort breitet man sie zum Trocknen aus. Sind sie durchgetrocknet ist die Gefahr gebannt. Man kann sie getrost im Hausmüll entsorgen.

Hat man den Ölauftrag abgeschlossen, sollte man die verwendeten Lappen konsequent ins Freie bringen und ausbreiten. So stellt man sicher, dass es nicht zur Selbstentzündung der Lappen durch aushärtendes Leinöl kommt.

Einsatzmöglichkeiten von Leinöl

Leinöl eignet sich besonders für Massivholzoberflächen. Möbel, Fußböden, Treppen, Innentüren und Küchenarbeitsplatten erhalten so eine natürliche Oberflächenbehandlung. Naturfarbenhersteller bieten für jedes Einsatzgebiet angepasste Leinölprodukte an. Für stärker belastete Oberflächen werden dem Leinöl Naturharze beigemischt.

Schrankinnenflächen sollte man hingegen nicht ölen. Ein Mangel an Licht und Sauerstoff verhindert dort das vollständige Aushärten des Öls. Dies hat eine dauerhafte Geruchsbelastung zur Folge. Wenn man dem Schrankinneren ebenfalls einen natürlichen Anstrich geben möchte, bietet sich die Verwendung von Schellack an. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, die Innenflächen unbehandelt zu lassen.

Soll eine Oberfläche gewachst werden, sorgt eine Grundierung mit Leinöl für mehr Stabilität und Widerstandsfähigkeit. Das Leinöl dringt in die Oberfläche ein, während das Wachs eine Schicht auf der Oberfläche bildet.

Hersteller von Naturfarben haben auch Ölprodukte für den Außenbereich im Angebot. Um eine vorzeitige Verwitterung der Bauteile zu verhindern sollte man prüfen, ob das angebotene Produkt ausreichend Schutz vor Bewitterung, Pilzen und tierischen Schädlingen bietet.

Die Leinöloptik

Leinöl feuert das Holz an: Die Holzfarbe wird kräftiger. Bei Buche beispielsweise entsteht eine rotbraune Färbung. Der Anfeuerungseffekt variiert je nachdem, welches Leinöl man verwendet und auf welche Holzart man es aufträgt. Will man den Anfeuerungseffekt vermeiden, verwendet man stattdessen Karnaubawachs oder Wasserlack.

Links sehen Sie eine Buchenfläche, welche mit Leinöl behandelt ist. Rechts sehen Sie eine unbehandelte Fläche. Die Holzfarbe wird dunkler und kräftiger.
Rechts sehen Sie eine Fichtenfläche, welche mit Leinöl behandelt ist. Links sehen Sie eine unbehandelte Fläche. Die unbehandelte Oberfläche hat eine weiß-beige Färbung. Nach der Behandlung mit Leinöl hat die Oberfläche eine rötlich-gelbe Färbung. Die Holzmaserung wird betont.
Leinöl verstärkt den Kontrast zwischen Längsholz und Hirnholz. Hirnholz hebt sich durch eine dunklere Färbung vom Längsholz ab. So betont man schöne Massivholzverbindungen.

Konsequent Natürlich

Ich selbst bevorzuge Leinöl ohne Zusatzstoffe. Produkte, welche ich verwende, enthalten weder Trockenstoffe noch Verdünnungsmittel. So vermeide ich Gesundheitsbelastungen während des Ölauftrags und erhalte eine Holzoberfläche, welche sicher nur aus Leinöl besteht. Die einzige Herausforderung bei der Verwendung von Leinöl ohne Trockenstoff ist eine Trockenzeit von bis zu zwei Monaten.

Die Trocknung der geölten Oberfläche ist abhängig von Raumtemperatur, Belüftung und Lichteinfall. Leinöl entwickelt einen starken Geruch während des Aushärtens. Erst nach dem völligen Aushärten  lässt sich das Möbel ohne Geruchsbelästigung in Wohnräumen aufstellen. Es ist also ein Dachboden, Keller oder eine Garage erforderlich um die geölte Oberfläche aushärten zu lassen. Ich persönlich nehme diesen Aufwand gerne in Kauf. So erhalte ich natürliche Holzoberflächen, welche ich gerne berühre. Dies gibt mir ein gutes Gefühl. Schließlich fasse ich Möbel wie Stühle, Tische oder Schranktüren jeden Tag an.

Möbel sind unsere täglichen Begleiter. Haben sie eine natürliche Oberflächenbehandlung, fasst man sie gerne an.

Natürliche Holzoberflächen ganz praktisch

In meinen Oberflächenkursen in der KursWerkstatt Nürnberg unterrichte ich, wie man dauerhafte und schöne Holzoberflächen aufbaut. Auftragstechniken, das richtige Schleifen und Gesundheitsschutzmaßnahmen gehören auch zu den Kursinhalten.

Lesen Sie auch den Artikel „Leinöl richtig auftragen auf Holz – eine Anleitung„.

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