Schneidengeometrie bei europäischen Stemmeisen

In diesem Artikel erfahren Sie, was Schneidengeometrie bedeutet, und welchen Fasenwinkel Sie brauchen, um mit europäischen Stemmeisen in unterschiedlich hartem Holz zu arbeiten. Zudem erkläre ich, wie Sie den passenden Fasenwinkel anschleifen können.

Was ist Schneidengeometrie?

Der Begriff Schneidengeometrie bezieht sich auf die genaue Ausformung einer Werkzeugschneide. Bei der Schneidengeometrie von europäischen Stemmeisen geht es demnach um die Form einer Stemmeisenklinge, welche wie folgt aussieht:

Bezeichnungen Schneidengeometrie in Zeichnung
Stemmeisenklingen sind einseitig angeschliffen.

Stemmeisen sind einseitig angeschliffen. Das bedeutet, dass die Spiegelseite gerade bis zur Schneide durchgeht, während die Fase in einem passenden Winkel dazu angeschliffen ist. Ab Werk haben Stemmeisen meist einen Fasenwinkel von 25°.

Welchen Fasenwinkel soll man wählen?

Entscheidend für die Wahl des Fasenwinkels ist die Härte des Materials, welches man bearbeiten will. Wollen Sie Hartholz oder ein weicheres Holz mit vielen Ästen bearbeiten, sollte der Fasenwinkel eher 30° betragen. Durch den größeren Fasenwinkel ist die Schneide weniger empfindlich. So sparen Sie sich allzu häufiges Nachschärfen.

Bearbeiten Sie eher weicheres Holz, empfehle ich einen Fasenwinkel von 25°. Ein geringerer Fasenwinkel lässt die Schneide leichter ins Holz eindringen. Dies hat jedoch auch einen Nachteil: Die Schneide ist empfindlicher. Deswegen bricht sie schneller aus und muss häufiger nachgeschärft werden.

Es gilt also einen Kompromiss zu finden. Weicheres Material belastet die Schneide weniger. Der Fasenwinkel kann also kleiner ausfallen. Härteres Material belastet die Schneide mehr. Ein größerer Fasenwinkel wird notwendig. Die Schneide ist nicht so ausbruchsgefährdet, hat jedoch einen höheren Schnittwiderstand als die Schneide mit dem kleineren Fasenwinkel.

Faustregel: Je geringer der Fasenwinkel ist, desto empfindlicher ist die Schneide.

Stemmeisen anschleifen – Fasenwinkel korrigieren

In einem ersten Schritt messen Sie den aktuellen Fasenwinkel mit einer Winkellehre. Sehen Sie, dass er korrigiert werden muss, verwenden Sie am besten eine Schleifhilfe, um ihn ganz exakt neu anzuschleifen. Dies geschieht auf  dem 220er Wasserstein. Es ist ratsam einen groben Stein zu verwenden, weil das Umschleifen des Fasenwinkels sonst sehr viel Zeit in Anspruch nehmen würde.

Da ich schon viel Übung im Freihandschleifen habe, spare ich mir manchmal das Einspannen in die Schleifhilfe und ändere den Fasenwinkel frei Hand. Mir kommt es dabei auch nicht darauf an, ob es am Ende 24,5° oder 26° sind. Wichtig ist, dass es in etwa hinkommt und ich schnell mit dem passend angeschliffenen Winkel weiterarbeiten kann. Für weniger Geübte ist jedoch eine Schleifhilfe zu empfehlen. So lässt sich präzise der gewünschte Winkel anschleifen.

Winkellehre mit Stemmeisen Schneide
Mit einer Winkellehre für Werkzeugschneiden prüfe ich den Fasenwinkel.
Schärfhilfe und Stein auf Schleifstei-Halter
Für die präzise Korrektur des Fasenwinkels verwende ich eine Schärfführung.
Schärfführung im Einsatz auf einem Wasserstein
Mit beiden Fingern übe ich Druck auf die Schneide des Stemmeisens aus.

Einsatz von Schleifhilfen

Schleifhilfen helfen Ihnen, das Stemmeisen in einem voreingestellten Winkel über den Wasserstein zu führen. Eine Rolle definiert die Schleifhilfe zur Steinoberfläche. Diese sollte immer plan gehalten werden. Schleifhilfen bieten vor allem Einsteigern sofort präzise Ergebnisse und sind somit eine große Hilfe.

Weitere Artikel zur Vertiefung des Themas:

Fachliteratur Empfehlung:

In diesem Buch von Ron Hock erfahren Sie alles rund ums schärfen Ihrer Holzbearbeitungswerkzeuge.

Wenn Sie das Buch kaufen wollen, können Sie über oben stehenden Link den Kauf tätigen. Dadurch unterstützen Sie diese Webseite.

Europäische Stemmeisen – Grundwissen und Tipps für den Einstieg

In diesem Artikel erfahren Sie, welche Vorzüge europäische Stemmeisen haben. Sie erfahren auch, wie diese Stemmeisen aufgebaut sind, und welche Unterschiede es bei der Klingenform und der Stemmeisen-Länge gibt. Je nach Länge und Klingenform sind diese jeweils für unterschiedliche Holzarbeiten besonders geeignet. Ich gebe Tipps für den Einstieg.

Vorzüge europäischer Stemmeisen

Europäische Stemmeisen sind robust. Das bedeutet, dass sie selbst bei der Bearbeitung härterer Materialien wie Harthölzern oder Leimresten wenig ausbruchsgefährdet sind. Das liegt daran, dass die Klingen europäischer  Stemmeisen aus Chrom Vanadium Stahl gefertigt sind. Dieser Stahl lässt sich zudem leicht schärfen.

Mehr Informationen zu Chrom Vanadium Stahl finden Sie im Artikel „Die Eigenschaften von Stahl bei Stemmeisen und Hobeleisen“

Aufbau von europäischen Stemmeisen

Ein europäisches Stemmeisen besteht grob betrachtet aus zwei Teilen: dem Griff und der Klinge. Der Griff ist dabei aus Hartholz, welches oben von einem Metallring zusammengehalten wird. Dieser verhindert ein Aufspalten des Holzes. Denn das obere Ende des Griffs muss die Schläge des Holzhammers auffangen.

Zur Klinge hin sitzt am Griff ein weiterer Metallring. Dieser verhindert, dass das Griffholz oberhalb der Klinge aufspaltet. Die Klinge ist bei europäischen Stemmeisen vorwiegend aus Chrom Vanadium Stahl hergestellt. Für unterschiedliche Anwendungen sind die Klingen passend ausgeformt.

europäisches Stemmeisen Einzelteile beschriftet

Spiegelseite eines westlichen Stemmeisens
Die Spiegelseite eines europäischen Stemmeisens.
europäisches Stemmeisen von der Seite
Der 4-6 mm starke Stahl der Klinge sorgt für hohe Stabilität. Die Klinge verjüngt sich in der Dicke vom Griff bis zum Hals.
Stemmeisengriff aus Buche
Der Stemmeisengriff wird aus Harthölzern wie Buche, Eiche oder Esche gefertigt. Zur Klinge hin wurde ein Bereich abgeflacht. So verhindert man, dass das Stemmeisen auf der Hobelbank wegrollt.

Klingenform

Wie bereits erwähnt, sind europäische Stemmeisen mit unterschiedlicher Klingenform erhältlich. Standard-Stemmeisen haben eine abgefaste Klinge. Das bedeutet, die Fase reicht nicht bis zur Spiegelseite herunter. Das macht diese Stemmeisen für grobe Arbeiten unempfindlicher als solche, bei denen die Seitenfase ganz bis zur Spiegelseite herunterreicht.

Bei letzteren handelt es sich um Stemmeisen, welche besonders zur Ausarbeitung von Massivholzverbindungen optimiert sind. Mit einer Seitenfase bis zur Spiegelseite lassen sich beispielsweise die Aussparungen bei Schwalbenschwanzverbindungen und Nuten besser nacharbeiten. Wollen Sie schwerpunktmäßig Holzverbindungen herstellen, empfehle ich Ihnen Stemmeisen mit einer Seitenfase bis zur Spiegelseite. Suchen Sie jedoch erst einmal ein vielseitig einsetzbares Allround-Stemmeisen sind Standard-Stemmeisen sinnvoller.

europäisches Standardstemmeisen
Die Fase dieses Stemmeisens reicht nicht bis zur Spiegelseite herunter.
Seitenfase bis zur Spiegelseite
Die Seitenfase dieses Stemmeisens reicht bis zur Spiegelseite herunter.

Kurze oder lange Eisen?

Traditionell  haben europäische Stemmeisen eine Länge von ca. 270 mm. Stemmeisen mit dieser Länge lassen sich gut in eine Schleifmaschine einspannen. Inzwischen sind aber auch europäische Stemmeisen in kurzer Bauform mit einer Gesamtlänge von ca. 210 mm erhältlich. Solche Stemmeisen lassen sich leichter führen, weil man mit der Hand näher am Material dran ist. Kurze Stemmeisen haben aber den Nachteil, dass sie sich in die gängigen Schleifmaschinen nicht mehr gut einspannen lassen. Alle Eisen, auch die Kurzen lassen sich jedoch gut auf japanischen Wassersteinen schärfen.

Lange und kurze Bauform
Lange und kurze Bauform beim europäischen Stemmeisen

Stemmeisen treiben – mit der Hand und mit dem Klüpfel

Es gibt zwei Arten, ein Stemmeisen im Holz zu bewegen. Bei feinen Arbeiten führt man das Stemmeisen mit der Hand. Ist mehr Kraft erforderlich, verwendet man einen Klüpfel. Das ist ein Holzhammer, dessen Kopf aus einem Hartholz gefertigt ist.

Einen Stahlhammer sollten Sie bei Stemmeisen europäischer Bauform nur ausnahmsweise verwenden. Dies würde sonst auf Dauer den Griff zerstören.

Tipp: Achten Sie darauf, dass Ihre neuen Stemmeisen gut in der Hand liegen. Egal, ob Sie das Eisen mit dem Klüpfel treiben oder mit der Hand führen. Es kommt entscheidend darauf an, dass Sie das Eisen bequem und sicher halten können.

Klüpfel liegend
Soll mehr Kraft aufgewendet werden, treibt man das Stemmeisen mit dem Klüpfel.

Einsatzgebiete europäischer Stemmeisen

Klassische europäische Stemmeisen lassen sich sehr vielseitig einsetzen. Gut geschärft eignen sie sich hervorragend zur Herstellung von Holzverbindungen. Der robuste Chrom Vanadium Stahl hält aber auch bei gröberen Arbeiten gut durch. So lassen sich beispielsweise getrocknete Leimwülste entfernen, ohne dass die Klinge sofort ausbricht. Auch Bauschreinerarbeiten, bei denen schon einmal in eine Spanplatte gestemmt werden muss, lassen sich mit diesen Eisen problemlos  durchführen. Diese Vielseitigkeit macht europäische Stemmeisen zu einem guten Einsteigerwerkzeug.

Stemmeisen Einsteigersatz

Ich empfehle, sich einen Einsteigersatz eines Markenherstellers zu kaufen. Kaufen Sie bei einem  Werkzeughändler, bei dem auch Profis einkaufen. Solche Händler können es sich nicht leisten, schlechte Qualität zu verkaufen. Denn sie haben einen Ruf zu verlieren. Bei Baumärkten ist das schon anders. Hier läuft vieles eher über den Preis und weniger über die Qualität.

Handelsüblich sind Stemmeisensätze, welche aus 5 – 8 Stemmeisen bestehen. Meiner Erfahrung nach fehlen hier jedoch bestimmte Zwischengrößen, und auch ganz schmale Stemmeisen mit einer Klingenbreite von 2 und 4 Millimetern.

Mein Tipp ist: Kaufen Sie sich erst einmal einen Stemmeisensatz und arbeiten Sie damit. Wenn Sie zufrieden sind, kaufen Sie sich die noch fehlenden Stemmeisen von der gleichen Marke. Einen Satz europäische Standard-Stemmeisen bekommt man oft schon für unter 100,- €. Für japanische Stemmeisen muss man deutlich höhere Preise bezahlen.

Weitere Artikel zum Thema:

Fachliteratur Empfehlung:

In diesem Buch  von Ron Hock erfahren Sie alles rund ums Schärfen Ihrer Holzbearbeitungswerkzeuge.

Wenn Sie das Buch kaufen wollen, können Sie über oben stehenden Link den Kauf tätigen. Dadurch unterstützen Sie diese Webseite.

Schärfplatz für Wassersteine

In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie einen gut funktionierenden Schärfplatz für Wassersteine aufbauen können. Dazu gehören der Schutz vor Feuchtigkeit und Schmutz, der Arbeitstisch, der Schleifstein-Halter und die Organisation von Ablageflächen.

Der Arbeitstisch

Als Basis für den Schleifstein-Halter dient ein stabiler Tisch. Das kann eine Hobelbank sein, ein Esstisch oder ein Schreibtisch.

Schutz vor Feuchtigkeit und Schmutz

Beim Schärfen auf Wassersteinen entsteht Schleifschlamm, und es tropft Wasser vom Stein. Arbeitet man auf einer Hobelbank oder gar auf einem Schreibtisch, sollte man daher diese Tische vor Feuchtigkeit schützen. Zu diesem Zweck lege ich eine Plastikplane in zwei Lagen darüber. Während des Schärfens wische ich Schleifschlamm und Wasser mit einem Lappen regelmäßig ab. So vermeide ich, dass verschmutztes Wasser auf den Boden tropft.

Hobelbank mit Vorder- und Hinterzange
Die Basis für meinen Schleifstein-Halter ist eine Hobelbank.
Plastikplane deckt eine Hobelbank ab
Ich nehme die Plastikplane doppelt, um die Hobelbank sicher vor Verschmutzung zu schützen.
Schleifstein-Halter mit zwei Schleifsteinen
In meiner Werkstatt habe ich einen größeren selbstgebauten Schleifstein-Halter. Dieser bietet mir genug Platz, um alle Steine, welche ich brauche auf dem Schleifstein-Halter abzulegen.

Der Schleifstein-Halter

Der Schleifstein-Halter fixiert den Schleifstein. Man klemmt den Schleifstein-Halter auf dem Arbeitstisch fest, so dass er nicht wegrutschen kann. So fängt man die Kräfte auf, welche beim Schleifen entstehen. Weder der Schleifstein-Halter noch der Schleifstein sollen sich während des Schleifens mitbewegen.

Da beim Schleifen Druck von oben auf den Stein ausgeübt wird, sollte der Schleifstein-Halter die Steine in der Mitte unterstützen. Auflagepunkte nur an den beiden Enden sind hingegen nicht ausreichend. Denn die Schleifsteine werden durch den Gebrauch immer dünner und würden irgendwann durchbrechen.

Im Handel werden Schleifstein-Halter mit rutschfesten Gummispannbacken angeboten. In der Mitte ist ein verschiebbarer Auflageblock angebracht, welcher ebenfalls aus rutschfestem Gummi besteht. Die Wassersteine lassen sich ohne Werkzeug einspannen und auch wieder lösen.

Schleifstein-Halter mit Gummispannbacken
Schleifstein-Halter mit Gummispannbacken

Die passende Arbeitshöhe

Die Oberfläche des Wassersteins sollte der Höhe Ihres Handknöchels entsprechen. Planen Sie die Höhe Ihres Schleifstein-Halters vom Höhenniveau Ihres Arbeitstisches aus.

Handknöchel neben Schleifstein-Halter
Mein Handknöchel befindet sich auf der Höhe der Schleifsteinoberfläche. Jetzt passt die Arbeitshöhe.

Befestigung am Arbeitstisch

Ähnlich wie bei einer Tischhobelbank verwende ich zur Befestigung des Schleifstein-Halters zwei Schraubzwingen.

Schleifstein-Halter befestigt an Hobelbank
Der Schleifstein-Halter ist mit zwei Schnellspannzwingen an der Hobelbank fixiert.

Ablageflächen

Um zügig arbeiten zu können, benötige ich Stellen, an denen ich Verschiedenes ablegen kann. Für diesen Zweck bereite ich eine weitere durch Plastikplanen geschützte Fläche vor. Dies kann ein Stuhl sein oder ein Rollcontainer. Dort platziere ich einen Wassereimer. Über diesem Eimer plane ich die feinen Wassersteine am 220er Schruppstein.

Das zu schärfende Werkzeug lagere ich etwas abseits, so dass es keine Wasserspritzer abbekommt. Den Abrichtblock für die Wassersteine benutze ich bei Bedarf auf dem Arbeitstisch auf der Plastikplane. Auch einige Lappen liegen bereit. Nasse Lappen lagere ich in einem Plastikgefäß.

Die beiden Kombisteine, welche ich hauptsächlich benutze, lagere ich neben dem Schleifstein-Halter. Auch hinter dem Schleifstein-Halter stehen zwei Plastikgefäße mit Wasser. Mit diesem Wasser befeuchte ich die Wassersteine und wasche den Schleifschlamm von den Werkzeugen ab.

Tipp: Arbeiten Sie systematisch! Stumpfes Werkzeug legen Sie möglichst separiert von den bereits geschärften Werkzeugen. Schützen Sie vor allem das geschärfte Werkzeug vor Feuchtigkeit, um Rostflecken zu vermeiden.

Plastikeimer zwei Wassersteine abgerichtet
Über dem Plastikeimer plane ich meine Wassersteine.
Abrichtblock Wassersteine auf dem Schärfplatz
Meine Hobelbank bietet ausreichend Fläche, um den Abrichtblock für die Wassersteine aufzustellen.
Stemmeisen in zwei Boxen
Bereits geschärftes Werkzeug lege ich gesondert ab, damit ich es nicht mit dem stumpfen Werkzeug verwechsle.
feuchte Lappen in einer Kunststoffbox
Ich halte immer ausreichend feuchte Lappen bereit, um den Schleifschlamm wegzuwischen.

Werkzeugklingen gegen Rost schützen

Nach dem Schärfen behandle ich die Werkzeugklingen mit säurefreiem Karmelienöl, da das Öl die Klingen vor Korrosion schützt.

Ich trenne die Arbeit mit Öl von dem Bereich, in dem ich mit Wassersteinen arbeite. Dies tue ich, um die Wassersteine zu schützen, denn wenn Öl auf die Wassersteine gerät, werden diese in ihrer Funktion beeinträchtigt. Auf einem Arbeitsbrett breite ich ein Tuch  aus, welches heruntertropfendes Öl auffängt. Mit einem weiteren Tuch verteile ich das Öl auf den Klingen.

Stemmeisen liegen zum ölen bereit
Ich behandle die fertig geschärften Werkzeuge mit säurefreiem Karmelienöl.

Ein gut durchdachter Schärfarbeitsplatz ist eine wichtige Voraussetzung für die Holzbearbeitung mit Handwerkzeugen.

Weitere Artikel zum Thema Werkzeuge schärfen auf Wassersteinen finden sie hier:

Eine Übersicht aller Beiträge zum Thema „Handwerkzeuge“ finden Sie hier.

Fachbücher zum Thema

Fachliteratur zum Thema Holzbearbeitung finden Sie auf unserer Bücherseite.

Zum Thema Schärfplatz für Wassersteine bietet das „Handbuch Schärfen“ von Ron Hock viel erstklassiges Wissen. Darüber hinaus behandelt das Buch viele Schärfmethoden zu ganz unterschiedlichen Werkzeugen.

 

Wenn Sie das Buch über unsere Bücherseite kaufen, unterstützen Sie unsere Arbeit.

Die Eigenschaften von Stahl bei Stemmeisen und Hobeleisen

Für die Holzbearbeitung mit Stemm- und Hobeleisen braucht der Stahl ganz bestimmte Eigenschaften. Neben einer allgemeinen guten Qualität des Stahls sollten die Stahleigenschaften auch zu den jeweiligen Aufgaben des Werkzeugs passen. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Eigenschaften Stahl bei Stemmeisen und Hobeleisen erfüllen müssen. Ich gehe dabei auch auf die Stahl-Unterschiede ein, die es zwischen japanischen und europäischen Stemm- und Hobeleisen gibt.

europäisches Stemmeisen mit Eschenholzgriff
Gutes Werkzeug ist durch seine Stahleigenschaften perfekt auf den Anwendungszweck abgestimmt.

Anforderungen an den Stahl beim Bearbeiten von Holz mit Handwerkzeugen

Stemmeisen und Hobeleisen müssen sehr unterschiedliche Anforderungen gleichzeitig erfüllen: Um Holzfasern sauber abschneiden zu können, benötigt man scharfe Schneiden. Diese Schärfe sollten sie dann auch möglichst lange behalten. Gleichzeitig sollen sie stark sein, damit sie Hammerschläge aushalten. Und der Stahl soll zäh sein, damit es nicht zu Ausbrüchen kommt oder das Klingenmaterial bricht.

Äste und Hartholz fordern die Schneiden besonders. Hartholz erfordert vom Schneidenstahl Härte und Zähigkeit. Ein zu weicher Schneidenstahl würde einen Grat ausbilden und schnell stumpf werden.

Japanische Stemmeisen haben einen sehr harten Kohlenstoffstahl, während europäische Stemmeisen häufig aus Chrom-Vanadium-Stahl gefertigt sind. Beide haben Vor- und Nachteile. So gibt es nicht den einen optimalen Stahl, sondern es wird ein Kompromiss gesucht.

Holzhammer europäisches Stemmeisen
Der Stahl von Stemmeisen muss stark genug sein, um die Schlagenergie des Holzhammers bis zur Schneide weiterzuleiten.
Japanhammer schlägt japanisches Stemmeisen
Japanische Stemmeisen leiten die Schlagenergie des japanischen Hammers bis zur Schneide weiter.

Zähigkeit und Sprödigkeit

Zähigkeit ist die Fähigkeit eines Materials, viel Verformungsenergie aufzunehmen ohne zu brechen. Arbeitet man beispielsweise schabend mit einer Werkzeugschneide, kommt es bei besonders zähem Stahl erst bei sehr hoher Belastung zu Ausbrüchen in der Klinge.

Das Gegenteil von  Zähigkeit ist Sprödigkeit. Hier kommt es bereits bei Einwirkung von relativ geringer Verformungsenergie zu Rissen oder Ausbrüchen. Japanische Stemmeisen haben einen sehr harten Kohlenstoffstahl. Dieser hat den Nachteil, spröde zu sein. Man verwendet diesen Stahl aber trotzdem, weil Schneiden aus Kohlenstoffstahl lange scharf bleiben, ohne dass man nachschärfen muss.

Eine höhere Zähigkeit weisen westliche Stemmeisen auf. Sie sind häufig aus Chrom-Vanadium-Stahl gefertigt. Neben dem Kohlenstoff sind in diesem Stahl Chrom und Vanadium als Legierungselemente enthalten. Chrom-Vanadium-Stahl ist deutlich zäher als reiner Kohlenstoffstahl.

Fase eines europäischen Stemmeisens
Stemmeisenklingen westlicher Bauform sind meist aus Chrom-Vanadium-Stahl gefertigt.

Lange Standzeit

Man spricht von einer langen Standzeit bei einer Werkzeugschneide, wenn sie eine lange Zeit gebraucht werden kann ohne stumpf zu werden. Wichtig ist hier die Härte des Stahls. Sie wirkt mechanischem Abrieb entgegen. Die Härte des Stahls wird in Rockwell angegeben. Die Schneidlage eines japanischen Stemmeisens hat beispielsweise die Härte von 62-63 Rockwell (HRC). Aber auch westliche Stemmeisenklingen sind aus hartem Stahl gefertigt. Die Härte bei diesen Eisen liegt zwischen 60 und 62 Rockwell (HRC).

Eine lange Standzeit hat beispielsweise Kohlenstoffstahl, aus dem die Schneiden von japanischen Stemm- und Hobeleisen gefertigt sind. Ihre Stärken sind ihre große Schärfe und ihre lange Standzeit. Ihre Schwäche ist, dass ihr Schneidenstahl spröde ist. So ist davon abzuraten, mit japanischen Stemmeisen schabend zu arbeiten. Sonst entstehen Grate und Ausbrüche. Der spröde Kohlenstoffstahl wird jedoch nur für die dünne Schneidenschicht benutzt. Die wesentlich dickere Trägerschicht besteht aus weicherem Stahl und sorgt für die nötige Stärke der Klinge.

Bei europäischen Stemm- und Hobeleisen fügt man dem Stahl neben Kohlenstoff auch Chrom, Vanadium und auch andere Elemente bei. Dies sind Legierungselemente. Man bezeichnet den Stahl dann als legierten Werkzeugstahl. Dieser verlängert die Standzeit der Werkzeugschneiden erheblich. Zudem sind legierte Werkzeugstähle weniger rostanfällig als reiner Kohlenstoffstahl.

Japanisches Stemmeisen Spiegelseite
Mit japanischen Stemmeisen sollte man nicht schabend arbeiten, damit keine Grate oder Ausbrüche entstehen.

Stärke der Klinge

Der Klingenstahl von Stemm- und Hobeleisen sollte nicht nur eine scharfe Schneide ermöglichen, er sollte auch stark sein. Stemmeisen beispielsweise müssen Hammerschläge aushalten und die Schlagenergie bis zur Schneide weiterleiten. Diese Belastung sollte der Stahl aushalten.

Bei japanischen Stemmeisen wird besonders gut sichtbar, wie man den Klingenstahl an die Doppelanforderung einer langen Standzeit und der Stärke der Klinge angepasst hat. Es gibt zwei Schichten: Eine dicke, eher elastische, den Hammerschlag dämpfende Schicht. Und eine dünne Schicht, welche eine sehr scharfe Schneide mit langer Standzeit ermöglicht. Der Trägerstahl hat also andere Eigenschaften als der Schneidenstahl.

Hier zeigt sich, dass bei der Fertigung von Werkzeugen sehr unterschiedliche Anforderungen gleichzeitig erfüllt werden müssen. So gibt es nicht den einen optimalen Stahl, sondern es wird ein Kompromiss gesucht. Auch Hobeleisen benötigen einen Stahl, der stark ist, denn sie müssen auch Hammerschläge aushalten, wenn sie eingestellt werden. Eine Ausnahme bilden hier die Stahlhobel, deren Eisen mittels Einstellräder justiert werden.

Japanisches Hobeleisen harter und weicher Stahl
Wenn man genau hinsieht, erkennt man beim japanischen Hobeleisen die beiden unterschiedlichen Stähle, welche verarbeitet wurden.
Europäischer Hobel Hammer Einstellung
Europäische Hobeleisen werden im Hobelkörper verkeilt. Die Feineinstellung erfolgt durch leichte Hammerschläge.

Feines Gefüge

Japanischer Kohlenstoffstahl ermöglicht ein sehr feines Gefüge, welches ihm sehr gute Eigenschaften für die Holzbearbeitung verleiht. Voraussetzung dafür ist eine fachgerechte Wärmebehandlung. Mit Wärmebehandlung ist eine Abfolge von Arbeitsgängen gemeint, bei der man den Stahl immer wieder erhitzt und dann wieder abkühlt.

Für den Laien ist von außen nicht erkennbar, ob der Stahl sorgfältig gehärtet wurde. Darum ist es wichtig, bei einem vertrauenswürdigen Händler einzukaufen. Japanischer Kohlenstoffstahl wird von der Industrie unter der Bezeichnung „Blauer Papierstahl“ oder „Weißer Papierstahl“ gehandelt. Diese Bezeichnungen werden manchmal in Werkzeugkatalogen erwähnt. Sie beziehen sich auf die Farbe des Verpackungspapiers. Es handelt sich in beiden Fällen um einen niedrig legierten japanischen Kohlenstoffstahl.

Japanischer Hobel mit Eisen und Klappe
Japanische Hobeleisen sind bekannt für ihre überragende Schärfe. Die Schneide besteht aus Kohlenstoffstahl.
In japanischen Stemm- und Hobeleisen und auch in mancher europäischen Werkzeugklinge befindet sich der Stempel des Herstellers oder des Schmiedes.

Das richtige Werkzeug für den Einstieg

Was ist nun zu bevorzugen? Japanische Stemm- und Hobeleisen mit ihren sehr feinen und harten Schneiden oder robuste europäische Stemm- und Hobeleisen? Für den Einstieg rate ich eher zu europäischen Stemm- und Hobeleisen. Sie lassen sich leichter in Betrieb nehmen, und der Stahl „verzeiht“ es eher einmal, wenn man Fehler macht. Zudem gibt es auch in Europa sehr gute Hersteller von Stemm- und Hobeleisen.

Hat man dann die ersten Schritte mit dem europäischen Werkzeug gemacht, kann man auch in die Welt der japanischen Stemm- und Hobeleisen einsteigen. Benutzen wird man wohl immer Werkzeug aus beiden Welten, der europäischen und der japanischen. Hier entwickelt jeder Holzbearbeiter seine ganz persönlichen Vorlieben.

Guter Stahl ist immer ein Kompromiss

Die Kunst bei der Herstellung von gutem Werkzeugstahl ist, diesen optimal auf den Anwendungszweck des Werkzeugs abzustimmen. Dies erfordert lange Entwicklungszeiten und einen hohen Qualitätsanspruch bei der Entwicklung und Fertigung. Die Erkenntnis ist: Es gibt nicht den einen perfekten Stahl, sondern es gibt nur den zur Anwendung passenden Stahl.

Weiterführende Artikel zum Thema Handwerkzeuge:

Fachliteratur auf unserer Bücherseite:

Neben Tipps zum Schärfen findet man in diesem Buch von Ron Hock eine gründliche Materialkunde zum Werkstoff Stahl.

Wenn Sie dieses Buch über unsere Webseite kaufen, unterstützen Sie unsere Arbeit.

 

 

Richtige Lagerung von japanischen Wassersteinen

In diesem Artikel erfahren Sie, wie man japanische Wassersteine richtig lagert.

Grundsätzlich gibt es zwei verschieden Arten der Lagerung: Zum einen permanent im Wasser und zum anderen trocken. Manche japanischen Wassersteine lassen sich jedoch nicht dauerhaft im Wasser lagern. Sie würden dabei Schaden nehmen. Achten Sie darum auf die Gebrauchsanweisung des Herstellers.

Meine eigenen Wassersteine vertragen eine dauerhafte Wasserlagerung. Ich lasse sie nie völlig austrocknen. Dies hat den Vorteil, dass sich kein Kalk im Stein einlagern kann. Lässt man die Steine nach jedem Gebrauch wieder austrocknen, bleibt der im Wasser enthaltene Kalk im Stein zurück. So sammelt sich immer mehr Kalk im Stein an, und dieser würde dann auf die Dauer in seiner Funktion beeinträchtigt.

Japanischer Wasserstein im Wasser Luftblasen
Sind Wassersteine ausgetrocknet, saugen sie sich voll Wasser, wenn man sie ins Wasser legt.

Wassersteine dauerhaft im Wasser lagern

Wenn Sie ihre Steine dauerhaft im Wasser lagern, sollten Sie darauf achten sie vor Lichteinfall zu schützen, da sich sonst Algen bilden. Achten Sie darauf, dass Ihre Lagergefäße nicht austrocknen. Lagern Sie Ihre japanischen Wassersteine auch nie bei Temperaturen unter null Grad. Die Steine würden durch die Eisbildung aufplatzen und unbrauchbar werden.

Ich empfehle Ihnen, für die Aufbewahrung Ihrer Wassersteine eine Kunststoffbox mit Deckel zu verwenden. Der Deckel verhindert das Verdunsten des Wassers und schützt Ihre Steine vor eindringendem Schmutz.

Wassersteine trocken lagern

Will man seine japanischen Wassersteine nach Gebrauch wieder austrocknen lassen, sollte man beim Schärfen destilliertes Wasser verwenden. Auch Regenwasser enthält keinen Kalk und kann verwendet werden. Vor dem Schärfen sollten Sie ihre Steine ca. 10 Minuten lang Wasser saugen lassen. Dann sind sie einsatzbereit. Bei feinen Abziehsteinen reicht auch ein Wässern von ca. 5 Minuten.

Für das trockene Lagern der japanischen Wassersteine empfehle ich Boxen, die sich staubdicht verschließen lassen.

 

Wasserstein in Wassergefäß
Vor dem Schärfen sollte sich der Stein voll Wasser saugen.
Wasserstein mit Ausbrüchen
Wassersteine sind bruchempfindlich.

Wassersteine sind bruchempfindlich

Vermeiden Sie ein Gegeneinanderstoßen von Wassersteinen. Die spröden Steine könnten ausbrechen. Wenn ich meine Steine transportiere, trenne ich sie mit einer Leiste. Wassersteine sollten auf keinen Fall auf den Boden fallen.

Weiterführende Artikel zum Thema Schärfen von Holzbearbeitungswerkzeugen auf diesem Blog:

Weiterführende Literatur:

Ein gutes Buch zum Thema Schärfen ist das „Handbuch Schärfen“ von Ron Hock. Behandelt werden verschiedene Schärfmethoden. Der Inhalt geht weit über das Themenfeld „Japanische Wassersteine“ hinaus.

Wenn Sie das Buch kaufen wollen, können Sie über untenstehenden Link die Amazon Produktseite aufrufen und darüber den Kauf tätigen. Damit unterstützen Sie unseren Blog .

Wassersteine abrichten (plan halten) und Kanten vor Ausbrüchen schützen

In diesem Artikel erfahren Sie, wie man japanische Wassersteine abrichtet, sie also plan hält. Außerdem erfahren Sie, wie Sie die Kanten der Wassersteine vor Ausbrüchen schützen. Dies zeige ich anhand praktischer Beispiele.

Wassersteine abrichten bzw. plan halten

Alle japanischen Wassersteine nutzen sich während des Schleifens in der Fläche ungleichmäßig ab. Diese Unebenheiten führen zu Fehlern beim Schleifergebnis. Ein krummer Stein sorgt beim Schärfen beispielsweise für Unebenheiten auf der Spiegelseite von Stemm- und Hobeleisen. Dulden Sie deshalb keine unebenen Steine!

Aus diesem Grund überprüfe ich regelmäßig während des Schärfens, ob der Stein noch eben ist. Stelle ich eine Unebenheit fest, richte ich den Stein wieder neu ab. Das Abrichten hat den positiven Nebeneffekt, dass dabei stumpfe Schleifkörner und Metallpartikel mit abgetragen werden. Der Stein ist dann nicht nur plan, sondern auch aggressiver, das heißt er schärft schneller.

Ich verwende zwei verschiedene Methoden, meine Steine abzurichten: Das Abrichten auf der Glasplatte, welche mit Schleifpapier belegt ist; und das Abrichten der feineren Steine am Schruppstein Körnung 220.

Abrichten auf einer Glasplatte oder einer anderen ebenen Unterlage

Zum Abrichten benötigen Sie eine ebene Unterlage. Dazu sind im Handel Glasplatten erhältlich, welche auf einem Kantholz montiert sind. Es geht aber auch jede andere stabile Glasplatte, die Sie gerade zur Hand haben. Ebenfalls möglich ist eine mit Kunststoff beschichtete Spanplatte, wenn sie eben ist.

Auf diesen ebenen Untergrund legt man ein Nassschleifpapier oder ein Schleifpapier für Holz. Ich selbst verwende Holzschleifpapier Körnung 100. Meist halte ich es nur mit der linken Hand fest und schiebe mit der Rechten den Stein darüber.  Ist einmal wirklich viel abzurichten, befestige ich das Schleifpapier mit einer Schraubzwinge auf dem Arbeitstisch. Dazu lege ich ein kurzes Kantholz auf den Arbeitstisch, das Schleifpapierende lege ich darauf. Darauf lege ich ein weiteres identisches Kantholz und fixiere den ganzen Aufbau mit einer Schraubzwinge am Arbeitstisch.

In den meisten Fällen reicht es, wenn Sie nur den 220er Schruppstein auf der Glasplatte und dem Holzschleifpapier planen. Alle anderen Steine können Sie dann mit Hilfe des 220er Schruppsteins abrichten. Wie das geht, zeige ich Ihnen weiter unten. Es können aber generell alle Schärfsteine, auch die Feineren, auf der Glasplatte und dem Holzschleifpapier mit Körnung 100 abgerichtet werden. Das Schleifen erfolgt unter Zugabe von Wasser. Den entstehenden Schleifschlamm spült man regelmäßig weg.

Wasserstein mit Körnung 220 auf Abrichtblock
Den 220er Stein richte ich auf einer Glasplatte auf 100er Schleifpapier ab. Ideal ist ein Nassschleifpapier. Es funktioniert aber auch Schleifpapier für Holz.
Abrichtblock mit Glasplatte und Gummifüßen
Der Abrichtblock besteht aus einem Kantholz, welches eine Glasplatte trägt. Unter dem Kantholz sind vier Gummifüße montiert.
Glasplatte auf Abrichtblock Nahaufnahme
Die Glasplatte sorgt für eine gerade Unterlage.
Glasplatte mit Schleifpapier belegt
Die Glasplatte belege ich mit einem Holzschleifpapier mit Körnung 100.
Schnellspannzwinge hält Schleifpapier zwischen zwei Kanthölzern
Das Schleifpapier klemme ich zwischen zwei Kanthölzer, welche von einer Schnellspannzwinge gehalten werden.

Abrichten eines Abziehsteins Körnung 6000 – ein Beispiel

Im hier gezeigten Beispiel habe ich ein Hobeleisen auf einem 6000er Stein abgezogen. Bei breiten Eisen nutzt der Stein in der Mitte deutlich mehr ab als vorne und hinten.

Spiegelseite eines geschärften Hobeleisens
Scharfes Hobeleisen, welches ich auf einem Wasserstein mit 6000er Körnung abgezogen habe.
Wasserstein Schleifschlamm in Schärfsteihalterung
Wasserstein mit Schleifschlamm nach dem Abziehen des Hobeleisens.

Bevor ich den Wasserstein abrichte, wasche ich ihn ab und trockne ihn. Anschließend markiere ich den gesamten Stein mit Bleistift. Mit Hilfe dieser Bleistiftmarkierung prüfe ich während des Abrichtens, ob ich schon genug weggeschliffen habe.

Achten Sie bei der Markierung darauf, dass die Striche bis an den Steinrand durchgezogen werden. So erfassen Sie die ganze Fläche.

Wasserstein Oberfläche mit Bleistift markieren
Ich markiere die gesamte Fläche des Steins mit Bleistift, nachdem ich ihn abgewaschen und abgetrocknet habe.
mit Bleistift markierter Wasserstein
Achten Sie darauf, die Bleistiftmarkierungen bis zum Rand zu machen. Nur so können Sie die gesamte Steinfläche kontrollieren.
Wasser Zugabe auf Schleifpapier
Ich gebe vor dem Schleifen des Wassersteins Wasser auf das Schleifpapier. Das gesamte Abrichten des Schärfsteins erfolgt unter Zugabe von Wasser.
Abrichten Wasserstein auf Schleifpapier
Ich schleife den Stein auf einem Schleifpapier Körnung 100.
Bleistiftmarkierungen auf Wasserstein teilweise weggeschliffen
Vorne und hinten am Stein ist die Markierung schon weggeschliffen. So sieht man deutlich, wo der Stein hohl geschliffen wurde.
verschwindende Markierung
Langsam verschwindet die Markierung ganz.
fertig geschliffener Wasserstein
Der Stein ist wieder sauber und gerade.
Schleifpapier rollt sich ein
Das Schleifpapier rollt sich zwar ein. Es ist aber immer noch brauchbar.

Tipp: Ich kippe den Stein mit möglichst wenig Druck zur Seite weg, wenn ich ihn vom Schleifpapier abhebe. Hebt man ihn zuerst vorne an, führt das auf der noch aufliegenden hinteren Seite zu einem verstärkten Abrieb. Der Stein wird nicht gerade, sondern bekommt in der Länge eine leichte Wölbung.

Wassersteine planen, indem man sie aneinander reibt

Kleinere Unebenheiten bei feineren Steinen schleife ich weg, indem ich sie am 220er Stein reibe. Dies tue ich in einem Eimer, welcher zu einem Drittel mit Wasser gefüllt ist. Anfallender Schleifschlamm lässt sich so sofort wegwaschen. Diese Methode verwende ich während einer Schärfsession, um die Steine permanent gerade zu halten.

zwei Wassersteine werden aneinander gerieben
Ich reibe die feineren Steine an einem 220er Stein. So richte ich die feineren Steine ab. Der Abtrag am 220er Stein ist relativ gering.

Die Steine prüfen

Ob ein Stein eben ist, prüfe ich mit einem Winkel mit Hilfe der Lichtspaltmethode. Das heißt, ich setze den Winkel auf die Steinoberfläche und prüfe im Gegenlicht, ob die Kante des Winkels bereits überall aufliegt. Dies mache ich sowohl in Richtung der Längsachse des Steins als auch in Richtung der Querachse des Steins. So entdeckt man alle unebenen Stellen.

Winkel auf Japanischem Wasserstein
Prüfen des Steins parallel zur Längsachse
Winkel quer zur Achse des Wassersteins
Prüfen des Steins parallel zur Querachse

Kanten abrunden

Die Kanten japanischer Wassersteine brechen beim Schärfen relativ leicht aus. Darum liefern die Hersteller die Wassersteine mit abgefasten Kanten. Dies verhindert ein Ausbrechen der Steinkante. Durch den Abrieb während des Schärfens verschwindet diese Fase relativ schnell und sollte regelmäßig erneuert werden.

Ich mache dies, indem ich eine Rundung mit dem Radius von ca. 5 Millimetern anschleife. Dazu habe ich beim Schärfen ein Stück gebrauchtes Schleifpapier bereitliegen. Es geht jedoch auch eine gebrauchte Schleifscheibe einer Schleifmaschine. Warten Sie mit dem erneuten Abrunden der Kante nicht zu lang. Denn wird der Radius der Kante kleiner als 3 mm, steigt die Gefahr eines Ausbruchs rapide.

Ausbrüche im Wasserstein Körnung 6000
An den Kanten brechen Schärfsteine leicht aus.
scharfe Kante an Japanischem Wasserstein
Vor allem nach dem Abrichten entstehen an den Rändern der Steinoberfläche scharfe Kanten.
Kanten runden an einem Japanischen Wasserstein
Mit einem Schleifpapier schleife ich die Kanten des Wassersteins an.
gerundete Kante an einem Japanischen Wasserstein
Ich habe am Stein eine gerundete Kante mit einem ca. 5 mm großen Radius angeschliffen.

Regelmäßige Steinpflege

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Wassersteine treue Begleiter sind, wenn man sie gut pflegt. Sie arbeiten genau und schnell. Ich habe mir angewöhnt, die Steine nach Abschluss einer Schärfsession noch einmal genau zu inspizieren. Je nach Bedarf richte ich sie noch einmal ab und runde die Kanten. Beim nächsten Gebrauch kann ich dann gleich auf einsatzbereite Steine zugreifen.

Weiterführende Artikel zum Thema Schärfen von Holzbearbeitungswerkzeugen auf diesem Blog:

Weiterführende Fachliteratur:

Ein gutes Buch zum Thema Schärfen ist das „Handbuch Schärfen“ von Ron Hock. Behandelt werden verschiedene Schärfmethoden. Der Inhalt geht weit über das Themenfeld „Japanische Wassersteine“ hinaus.

Wenn Sie das Buch kaufen wollen, können Sie über untenstehenden Link die Amazon Produktseite aufrufen und darüber den Kauf tätigen. Damit unterstützen Sie unseren Blog .

Industriell hergestellte japanische Wassersteine: Vorteile und Funktion

In diesem Artikel erfahren Sie, welche Vorteile industriell hergestellte japanische Wassersteine den Natursteinen gegenüber haben. Außerdem erkläre ich, wie Industriesteine aufgebaut sind und wie sie funktionieren. Zudem gebe ich am Schluss ein paar Tipps für den Einkauf japanischer Wassersteine.

Vorteile von Industriesteinen

Früher haben alle Handwerker ihre Werkzeuge auf Natursteinen geschärft. Erst in der heutigen Zeit haben wir die Wahl zwischen industriell hergestellten Schärfsteinen und solchen, welche in Steinbrüchen gewonnen werden. Ich persönlich habe mich für industriell hergestellte Wassersteine entschieden, weil sie ihren Zweck besser erfüllen und einfacher zu handhaben sind als die Natursteine:

Industriesteine  kauft man bereits in einer bestimmten Größe und Körnung. Da alle Steine gleich lang sind, kann ich sie in der gleichen selbstgebauten Schärfstein Halterung benutzen. Industriell hergestellte Wassersteine haben zudem den Vorteil, dass die aufgedruckte Korngröße im Stein gleichmäßig vorhanden ist. In Natursteinen hingegen  kann es passieren, dass plötzlich größere Körner oder Verunreinigungen auftauchen. Dadurch wird eine schön polierte Metalloberfläche wieder zerkratzt. Ihre Zusammensetzung ist nicht gleichmäßig.

Industriesteine haben je nach Körnung eine bestimmte Färbung. So muss man nicht erst lange suchen, um den Stein zu finden, den man braucht.

Schleifkorngröße aufgedruckt auf Japanischen Wasserstein
Auf industriell hergestellten Wassersteinen ist die Korngröße aufgedruckt.
Japanische Wassersteine unterschiedlich gefärbt
Manche Hersteller färben die Wassersteine je nach der Korngröße. So findet man den gesuchten Stein schneller.

Funktionsweise industriell hergestellter Wassersteine beim Schärfen

Die Schleifkörner sind bei Wassersteinen in ein Bindungsmaterial eingebettet. Dieses hält sie fest und sorgt für die Stabilität des Steins. Das Bindungsmaterial besteht aus keramischen Werkstoffen.

Das Schärfen geschieht unter ständiger Zugabe von Wasser. Während des Schärfens werden die Schleifkörner stumpf und brechen mit der Zeit aus dem Bindungsmaterial heraus. Zusammen mit Metallpartikeln und dem Bindungsmaterial bilden die stumpfen Schleifkörner einen Schleifschlamm auf der Steinoberfläche. Diesen Schleifschlamm spült man kontinuierlich mit Wasser weg. Auf diese Weise legt man ständig neue scharfe Schleifkörner frei. Dies sorgt dafür, dass der Wasserstein dauerhaft gut schleift, und dass man sehr gut vorwärts kommt.

Schleifschlamm auf Japanischem Wasserstein japanisches Hobelmesser
Während des Schärfens bildet sich ein Schleifschlamm auf der Schärfstein Oberfläche. Dieser besteht aus dem Bindungsmaterial, stumpfen Schleifkörnern und Metallpartikeln.

Harte oder weiche Bindung der Schleifkörner

Es sind Steine im Handel, welche eine weichere Bindung haben und auch solche mit einer harten Bindung. Ich verwende Steine mit einer weichen Bindung. Es gibt aber auch erfahrene Handwerker, welche Steine mit einer harten Bindung bevorzugen. Hier hat jeder Holzhandwerker seine eigene Schärfphilosophie. Bei einer weicheren Bindung brechen die Schleifkörner schneller aus, und die Steinoberfläche wird schneller erneuert. Der Nachteil dabei ist, dass die weicheren Steine schneller abnutzen.

Das Material der Schleifkörner

Die Schleifkörner bestehen aus extrem harten Materialien wie Aluminiumoxyd oder Siliziumkarbid. Sie kommen schon nahe an die Härte von Diamanten, welche als das härteste Material gelten. Die genaue Kombination der Schleifmittel ist bei den Herstellern der Steine jedoch ein Betriebsgeheimnis.

Tipps für den Einkauf japanischer Wassersteine

Bevor Sie große Summen ausgeben, empfehle ich Ihnen eine Einsteigerkombination, die ich selbst seit über 10 Jahren benutze. Diese Kombination besteht aus drei Steinen:

Einen Schruppstein Körnung 220 für grobe Schärfarbeiten wie das Herausschleifen von Scharten oder die Korrektur eines Schneidenwinkels. Einen Kombistein Körnung 1000/6000 zum normalen Schärfen und Abziehen. Und einen Kombistein 3000/8000 nur zum Abziehen. Diese Steine haben eine weiche Bindung. Rechnen Sie mit Kosten zwischen 130,- € und 160,- € für eine gute Einsteigerkombination.

Drei Japanische Wassersteine nebeneinander
Mit einer Einsteigerkombination aus 3 Steinen lässt sich schon sehr gut arbeiten. Sie besteht aus einem Schruppstein Körnung 220 und zwei Kombisteinen Körnung 3000/8000 und 1000/6000.

Ganz allgemein rate ich immer dazu, nur gute Qualität zu kaufen. Mit billigen Wassersteinen, die schlecht funktionieren, verlieren Sie nur Zeit! Kaufen Sie bei Händlern, welche ausschließlich Profiwerkzeug im Angebot haben. Bietet ein Händler die Möglichkeit, den Schärfstein erst einmal selbst zu testen, sollten Sie das nutzen. Oder besuchen Sie einen Schärfkurs und probieren Sie dort, was gut funktioniert. Manche großen Onlinehändler haben auch Schärfsteine mehrerer Herstellerfirmen im Angebot und beschreiben auf ihrer Webseite  die Besonderheiten der einzelnen Fabrikate.

Steingröße

Ich empfehle Wassersteine mit einer großen Fläche. 200 x 75 mm Steinfläche oder größer wäre so ein gutes Maß. So lassen sich auch breite Schneiden wie zum Beispiel Hobelmesser gut schärfen. Für viele Schärfhilfen wird ebenso mehr Steinfläche benötigt.

Europäisches Hobelmesser wird abgezogen auf Japanischem Wasserstein
Der Schärfstein sollte groß genug sein, um auch Hobelmesser darauf schärfen zu können.

Sollten Sie vor dem Kauf noch Fragen haben, schreiben Sie mir diese gerne in das Kommentarfenster unter diesem Artikel. Ich habe weitere Artikel geplant zu den Themen Schärftechnik und Schärfarbeitsplatz.

Weitere Artikel

Weiterführende Fachliteratur:

Ein gutes Buch zum Thema Schärfen ist das „Handbuch Schärfen“ von Ron Hock. Behandelt werden verschiedene Schärfmethoden. Der Inhalt geht weit über das Themenfeld „Japanische Wassersteine“ hinaus.

Wenn Sie das Buch kaufen wollen, können Sie über untenstehenden Link die Amazon Produktseite aufrufen und darüber den Kauf tätigen. Damit unterstützen Sie unseren Blog .

Wenn Sie sich für Holz-Fachbücher interessieren, werfen Sie auch mal einen Blick auf unsere Bücher-Seite.

Warum ist scharfes Werkzeug für die Holzbearbeitung so wichtig?

In diesem Artikel beantworte ich Ihnen folgende Fragen: Was passiert eigentlich, wenn wir Holz schneiden? Was bedeutet Schärfe überhaupt? Und warum ist scharfes Werkzeug für die Holzbearbeitung so wichtig?

Scharfes Werkzeug ist die Grundvoraussetzung für gute Holzbearbeitung

Sie wundern sich vielleicht über die fantastische Qualität so mancher handgemachter Möbel: passgenaue Holzverbindungen, sauber gehobelte Kanten und glatte Oberflächen. „Wie kann man nur zu so großer Meisterschaft gelangen?“ fragen Sie sich.

Ich kann heute sagen, dass ohne scharfes Werkzeug keine gute Handbearbeitung von Holz möglich ist. Für mich selbst war das auch nicht von Anfang an klar. Mein Werkzeug war zuerst nur mäßig scharf. Erst als ich begann, meine Werkzeuge von Hand auf japanischen Wassersteinen zu schärfen, wurden die Schneiden richtig scharf.

Ich musste jedoch lernen, dass es Geduld und viel Übung braucht. Ähnlich wie bei der Holzbearbeitung ist man mit dem Thema Schärfen nie ganz fertig. Das gilt sowohl für den praktischen Teil als auch für den theoretischen Hintergrund. In der Praxis lernt man, wie man das Werkzeug über den Stein bewegt. In der Theorie eignet man sich Wissen an über den Stahl, über die Qualität von Wassersteinen, über die Schneidengeometrie der Werkzeuge und über den Aufbau eines Schärf-Arbeitsplatzes.

Auch im Hartholz gelingen mit scharfen Schneiden saubere Holzverbindungen.

offene Schwalbeschwanzverbindung, 3 Zinken
Auch im Hartholz gelingen mit scharfen Schneiden saubere Holzverbindungen.
Wasserstein mit Wasser benetzt
Wassersteine saugen sich mit Wasser voll. Man sollte sie während des Schärfens ständig feucht halten.
3 europäische Hobeleisen liegen auf einer Hobelbank
Europäische Hobeleisen lassen sich ebenfalls auf Wassersteinen schärfen.

Was passiert, wenn wir Holz schneiden?

Ist die Schneide scharf, durchtrennt sie die Holzfasern. Dadurch entsteht ein sauberer Schnitt. Ist die Schneide jedoch stumpf, drückt sie die Holzfaser in Schnittrichtung weg ohne sie zu durchtrennen. Erst wenn der Druck groß genug ist, reißt die Holzfaser. Die Folge ist eine unsaubere Schnittfläche. Man sieht kleine Risse. Und wenn man mit der Hand darüberfährt, fühlt sich die Fläche rau an.

scharfes japanisches Stemmeisen schneidet Hirnholz
Mit scharfen Schneiden lassen sich saubere, ausrissfreie Flächen erzielen.

Vorteile scharfer Schneiden

Zuerst sind die sauberen Arbeitsergebnisse zu nennen. Passgenaue Holzverbindungen, sowie saubere Kanten und Flächen lassen sich nur mit scharfem Werkzeug erzielen. Zudem erleichtern scharfe Schneiden das Arbeiten. Man benötigt einfach weniger Kraft. Muss ich weniger Kraft aufwenden, kann ich mein Werkzeug besser steuern. Das erleichtert nicht nur meine Arbeit, sondern reduziert zudem noch die Unfallgefahr. Denn arbeitet man mit viel Kraft rutscht einem das Werkzeug leichter ab, und man läuft Gefahr sich zu verletzen.

Was bedeutet Schärfe?

Das Ideal von Schärfe sind zwei Flächen am Werkzeug, welche sich treffen. An dem Punkt, an dem sie sich treffen, der Schneide, findet man keinerlei Rundung. Dieser Idealzustand existiert jedoch nur in der Theorie.

In der Praxis befindet sich an den Schneiden unserer Holzbearbeitungswerkzeuge immer eine kleine Rundung. Diese sollte jedoch so klein wie möglich gehalten werden. An einem stumpfen Werkzeug findet man im Schneidenbereich eine größere Rundung, welche man manchmal sogar mit bloßem Auge erkennen kann. Man sieht dann einen hell reflektierenden Streifen im Schneidenbereich. Ziel des Schärfens ist, den Radius dieser Rundung so nahe wie möglich an Null zu bringen. Dies geschieht durch Materialabtrag.

Skizze einer stumpfen Schneide

Skizze einer scharfen Schneide

Wie kann man Schärfe anschaulich machen?

Schärfe lässt sich vergleichen mit der Konzentration von Kraft auf eine möglichst kleine Fläche. Je kleiner die Fläche, desto tiefer dringt eine Schneide bei gleichbleibender Kraft ins Material ein. Anschaulich wird dieser Sachverhalt, wenn man sich vorstellt, dass man mit Schneeschuhen im tiefen Schnee läuft. Die Schneeschuhe haben eine größere Solenfläche als unsere normalen Straßenschuhe. Deswegen sinkt man mit Schneeschuhen nur wenig ein, während man mit normalen Schuhen tief einsinken würde.

Was bedeutet schärfen?

Ein Werkzeug zu schärfen bedeutet, auf einer oder beiden sich treffenden Flächen so lange Material abzutragen, bis die Rundung an der Schneide verschwunden ist. Der Radius der Rundung an der Schneide geht dann gegen Null. Ganz Null ist in der Praxis nicht möglich und auch nicht notwendig. Wir werden in einem weiteren Artikel noch sehen, dass es ausreicht, auf japanischen Wassersteinen bis zu einer Körnung von 6000 oder 8000 zu schleifen, um eine erstklassige Schärfe zu erreichen.

Unterschied von Schärfen und Abziehen

Man unterscheidet zwischen dem Schärfen und dem Abziehen.  Beim  Schärfen geht es um den Materialabtrag. Geschärft wird dabei mit einer Körnung von 220 bis 1000. Bei Stemm- oder Hobeleisen bearbeitet man beim Schärfen nur die Fase. Auf der Metalloberfläche entstehen dabei Kratzer. Diese schleift man beim Abziehen weg. Bei Stemm- oder Hobeleisen bearbeitet man beim Abziehen sowohl die Fase als auch die Spiegelseite. Dies geschieht in mehreren Schritten beginnend mit Körnung 3000; und dann mit Körnung 6000 und 8000. Sind sowohl Fase als auch Spiegelseite bis zur Schneide hin sauber poliert, ist das Werkzeug scharf.

erklärende Skizze eines Stemm oder Hobeleisens von Seite betrachtet, Fase und Spiegelseite sind bezeichnet
Man schärft in der Regel die Fase. Erst beim Abziehen ab Körnung 3000 bearbeitet man sowohl Fase als auch Spiegelseite.
zwei Wassersteine Körnung 220 und 1000
Mit Körnung 220 bis 1000 erzielt man einen hohen Abtrag. Hier spricht man vom Schärfen.
zwei Kombi Wassersteine Körnung 1000/6000 und 3000/8000
Im Bereich Körnung 3000 bis 8000 spricht man vom Abziehen.

In weiteren Artikeln erkläre ich das Schärfen auf Japanischen Wassersteinen und deren Lagerung, Pflege und Funktion.

Artikel, welche noch interessant sind zum Thema Handbearbeitung, Schärfen  und Werkzeug:

Weiterführende Fachliteratur:

Ein gutes Buch zum Thema Schärfen ist das „Handbuch Schärfen“ von Ron Hock. Behandelt werden verschiedene Schärfmethoden. Der Inhalt geht weit über das Themenfeld „Japanische Wassersteine“ hinaus.

Wenn Sie das Buch kaufen wollen, können Sie über obenstehenden Link die Amazon Produktseite aufrufen und darüber den Kauf tätigen. Damit unterstützen Sie unseren Blog .

Holzbearbeitungskurse zu Corona-Zeiten in der KursWerkstatt Nürnberg

Nach etwa 6 Monaten Pause konnte ich im September 2020 wieder damit anfangen, Holzbearbeitungskurse zu geben. Das war für mich ein gutes Erlebnis. Um Holzbearbeitungskurse zu Corona-Zeiten abhalten zu können, musste ich ein paar Veränderungen vornehmen. Konkret heißt das, ich musste mir ein Hygienekonzept überlegen.

So laufen momentan nur Kurse mit Handwerkzeugen, da ich nur hier das Hygienekonzept gut umsetzen kann. Die Hygienemaßnahmen bedeuteten für mich erst einmal eine ziemliche Umstellung. Aber inzwischen ist es mir zur Routine geworden, die Maske aufzusetzen, regelmäßig zu lüften und zu desinfizieren. Auch an die kleinere Gruppenstärke von momentan nur 3 Teilnehmern habe ich mich schnell gewöhnt. In der kleinen Gruppe lässt sich der Mindestabstand gut einhalten.

In kleinen Gruppen mit 3 Teilnehmern können im Kursraum die Mindestabstände leicht eingehalten werden.

Kurse mit Handwerkzeugen

In Kursen mit Handwerkzeugen ist es für mich gut möglich, Hygienemaßnahmen durchzuführen. Denn für jeden Teilnehmer stehen eine eigene Tischhobelbank und ein eigener Werkzeugsatz zur Verfügung. So brauchen die Teilnehmer untereinander keine Werkzeuge auszutauschen. Und es ist ein ausreichend großer Abstand gewährleistet.

Die vermittelten Arbeitstechniken lassen sich alle auf einer Tischhobelbank durchführen. Diese Arbeitsweise ist sehr gut angepasst an das Arbeiten auf kleinem Raum, welches typisch ist für viele Heimwerker. So lassen sich auch ohne große Hobelbank schöne Holzprojekte durchführen.

Das Hobeln eines kurzen Werkstücks an der Tischhobelbank ist Teil des Kurses „Klassische Holzbearbeitung mit Handwerkzeugen“. Die Tischhobelbänke sind auf 4er Schülerhobelbänken festgespannt.

Am Arbeitsplatz können die Masken abgenommen werden, während man sonst im Kursraum seine Maske tragen soll. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn die Teilnehmer zu mir an den Vorführ – Arbeitsplatz kommen, wo ich die einzelnen Arbeitsgänge und die Werkzeuge erkläre. Diese Vorgehensweise hat sich bewährt.

Meine Handbearbeitungskurse umfassen Grundkenntnisse in der Handbearbeitung von Holz. Dort lernen Sie die Werkzeuge kennen und fertigen klassische Holzverbindungen an.

Die Schlitz- und Zapfen-Verbindung ermöglicht Eckverbindungen bei Tür- und Bilderrahmen.
Die offene Schwalbenschwanzverbindung findet man in Schubladenecken und auch als Eckverbindung bei Möbelkorpussen.

Fachbücher

Wenn Sie sich für Fachliteratur interessieren, schauen Sie auch auf unserer Bücher-Seite vorbei.

Buchtipp

Für den anspruchsvollen Anwender von Handwerkzeugen:
„Wie wir Möbel bauen und warum“ von Michael Pekovich

Wenn Sie das Buch über den angegebenen Amazon-Link kaufen, unterstützen Sie auf diese Weise unseren Block.

Weitere Artikel

Qualität bei Messwerkzeugen feststellen – richtig einkaufen

Die Qualität bei Messwerkzeugen beeinflusst entscheidend die Qualität der Arbeit. Darum sollten Sie beim Einkauf wissen, auf welche Qualitätsmerkmale man achten sollte. In diesem Artikel erkläre ich auf welche Qualitätskriterien es ankommt und wie man die Werkzeuge prüft.

Verarbeitung

Oft ist eine unsaubere Verarbeitung der Werkzeuge bereits ein sicherer Hinweis auf minderwertiges Werkzeug. So sollten alle Metallteile entgratet sein. Das heißt die Kanten sind leicht gerundet und man spürt keine scharfkantigen Stellen mehr, wenn man mit den Fingerspitzen darüber streicht.  Holzgriffe sollten aus beständigen Harthölzer bestehen. Prüfen Sie die Holzoberflächen auf eine gleichmäßige Lackierung und einen sauberen Schliff. Achten Sie auf Lacktropfen und auf zu dünn lackierte Stellen.

Stabile Bauweise

Die Qualität der Messwerkzeuge zeigt sich in einer stabilen Bauweise. Stöße oder einen Sturz von der Werkbank sollten die Werkzeuge überstehen ohne ihre Präzision zu verlieren. Stabilität bei Winkeln beispielsweise erkennt man an der massiven Vernietung und an den in den Holzschenkel ein genuteten Messing Schienen. Tropenholz bei Winkeln und beim Streichmaß sorgt für Unempfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit. So verziehen sich die Messwerkzeuge nicht und bleiben präzise. Bei Streichmaßen belegt man die Anlegefläche mit besonders abriebfesten Tropenhölzern wie beispielsweise Pockholz. So verhindert man einen vorzeitigen Verschleiß.

Bezeichnung der Einzelteile eines 90°-Winkels
Eine doppelt ein genutete starke Messingschiene sorgt für dauerhafte Genauigkeit der Messergebnisse.
Massive Vernietung eines 90°-Winkels
Massive Vernietung eines 45°/135°-Winkels

Klemmschrauben

Klemmschrauben sollten gut halten und sich nicht lockern. Bei der Schmiege und beim Streichmaß halten Klemmschrauben den eingestellten Winkel bzw. das eingestellte Maß. Lockert sich eine Klemmschraube, kann es zu folgenreichen Fehlern kommen.

Stabil eingearbeitetes Gewinde beim Streichmaß
Stabiles Metallgewinde und ergonomischer Griff der Klemmschraube des Streichmaßes

Ergonomie bei Messwerkzeugen

Die Qualität bei Messwerkzeugen zeigt sich in einer guten Ergonomie. Sie sollten beispielsweise gut in der Hand liegen. Nur wenn man einen Winkel sicher anlegen kann, lässt sich ein exakter Strich ziehen, und nur wenn man ein Streichmaß sicher führen kann, ist ein präziser Riss möglich. Manche Händler bieten Gelegenheit, die Werkzeuge einfach mal auszuprobieren. Finden Sie heraus, welche Werkzeuge Ihnen gut in der Hand liegen, bevor Sie investieren.

Beim Prüfen einer Korpus Kante ist die Griffmulde im Schenkel des Winkels eine große Hilfe.
Die Griffmulde im Schenkel erleichtert es, den Winkel sicher zu halten.

 

90° Winkel prüfen

Achten Sie beim Einkauf auf die Rechtwinkligkeit des 90° Winkels. Auch kleine Abweichungen sollten Sie sofort reklamieren. Denn rechnet man eine kleine Abweichung von ca. einem Millimeter bei einem Winkel mit 150 mm Schienen Länge auf einen Meter hoch, kommt man schnell auf große Ungenauigkeiten von 5 bis 15 mm. Haben Sie Zweifel an der Präzision eines Messwerkzeugs, lassen Sie Sich ein anderes zeigen oder versuchen Sie es noch einmal bei einem anderen Händler. Ich prüfe ein Messwerkzeug auch schon mal direkt an der Ladentheke.

Zum Prüfen des Winkels benötigt man eine Platte mit absolut gerader Kante und einen spitzen Bleistift.
Man legt den Winkel an und zieht auf der ganzen Länge der Zunge einen geraden Strich, welcher im 90° Winkel auf der Anlegekante steht.
Nun dreht man den Winkel so herum, dass die andere Seite (des Winkels) auf der Platte aufliegt. Nun sollte die Zunge immer noch exakt an der Linie anliegen. Ansonsten ist der Winkel nicht genau.

Winkel 45° prüfen

Man verwendet eine rechtwinklige Platte und eine weitere Platte, welche eine gerade Kante hat. Folgende Bilder zeigen die Schritte, welche bei der Prüfung nötig sind.

Mit dem Gehrungswinkel zeichnet man zwei Striche in einem Winkel von 45° Winkel und in einem Winkel von 135° zur Grundlinie. Der Winkel zwischen den beiden Linien sollte exakt 90° Grad betragen. Verwenden Sie für diese Arbeit eine Platte mit exakt geraden Kanten.
Man prüft den Winkel der Testplatte. Beträgt er exakt 90°, lässt sich die Platte zur Prüfung verwenden.
Legen Sie die Prüfplatte an und überprüfen Sie so den aufgezeichneten 90° Winkel.

Um die Qualität bei Messwerkzeugen zu erkennen, sollten Sie diese genau prüfen. Nehmen Sie Sich Zeit und freuen Sie sich später über gute Arbeitsergebnisse.

Weitere Artikel

Fachliteratur

Wenn Sie das Buch kaufen wollen, können Sie über untenstehenden Link die Amazon Produktseite aufrufen und darüber den Kauf tätigen. Damit unterstützen Sie unseren Blog .

„Die Werkzeugkiste des Anarchisten“ Christopher Schwarz

Weitere Fachliteratur:

Wenn Sie sich für gute Fachbücher interessieren, schauen Sie auch auf unsere Bücher-Seite.